Gib Aids keine Chance |
06.12.1999 00:00 Uhr |
Die reiche Tante ist gestorben. Der Notar eröffnet den Verwandten das Testament. Die Nichte erbt Schmuck, Möbel und Haus. Der Neffe bekommt 2,5 Millionen, "angelegt in einer sicheren Währung": Kondome. Dieser und drei weitere neue Werbespots für Kino und Fernsehen wurden auf einer gemeinsamen Pressekonferenz des Bundesministeriums für Gesundheit, des Robert Koch-Institutes (RKI) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Welt-Aids-Tag in Berlin vorgestellt.
Dank der Präventionskampagnen sei die Lage in Deutschland vergleichsweise gut, betonte Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer. Als "sehr besorgniserregend" bezeichnete sie hingegen die Situation in einigen Ländern Afrikas und Asiens. Professor Dr. Reinhard Kurth, Direktor des RKI, sprach von der "größten medizinischen Katastrophe des ausgehenden Jahrhunderts". In einigen afrikanischen Staaten liege die Infektionsrate bei 20 bis 30 Prozent.
Die Wirkung von Aufklärung und Prävention ist nicht zu unterschätzen. In Uganda wird die Bevölkerung konsequent aufklärt, die Infektionsraten sind dort deutlich geringer als in den Nachbarstaaten. Auch die deutsche Regierung will sich nicht auf den Erfolgen ausruhen. Im kommenden Jahr hat der Bund für Aufklärungsmaßnahmen 18 Millionen DM eingeplant. Immer wieder von neuem müsse das Interesse geweckt werden, Aufklärung dürfe nicht zu Gleichgültigkeit führen, sagte die Ministerin. Berichte über Therapieerfolge verstehe die Bevölkerung oft falsch. Nach wie vor ist Aids nicht heilbar. "Eventuell schieben wir die Todesfälle wie eine Bugwelle vor uns her", sagte Kurth. Ein Impfstoff sei trotz großer finanzieller Unterstützung "nicht in Sicht."
Dicke schockierende Überschriften lösten irrationale Ängste aus, die nicht zu konsequenten Schutzmaßnahmen befähigen, sagte Dr. Elisabeth Pott, Direktorin des BZgA. Kampagnen müssen humor- und phantasievoll sein, Ängste abbauen und Verhütungsmethoden erklären. Wichtig ist außerdem, dass sie altersgerecht sind. Kinder und Jugendliche sind Schwerpunktthema des diesjährigen Welt-Aids-Tages. Angst vor Aids könne Unsicherheiten im Umgang mit Sexualität verstärken, meinte Fischer. Daher sei die Persönlichkeit rechtzeitig zu stärken, damit die Jugendlichen verzichten oder auf Kondomen bestehen können.
Dank der konsequenten Aufklärung gibt es in Deutschland nur 319 Infizierte zwischen 14 und 19 Jahren. Rund 70 Prozent der Jugendlichen mit Erfahrungen im Geschlechtsverkehr benutzen häufig oder immer Kondome. Bei 91 Prozent war Aids Thema im Schulunterricht.
Spenden
"Ich würde mich freuen, wenn ... viele Menschen ihre Solidarität mit einer Spende unterstreichen würden", sagte Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer in Berlin. Die Deutsche Aids-Stiftung und die Deutsche Aids-Hilfe e. V. seien auf Spenden angewiesen, die bei der Deutschen Aids-Hilfe im vergangenen Jahr um fast die Hälfte zurückgegangen sind. Die Deutsche Aids-Stiftung hält ihre Einnahmen noch mit regelmäßigen Benefizprojekten wie der Berliner Operngala konstant. Doch auch hier droht ein Rückgang der Spenden, weil viele glauben, der medizinische Fortschritt habe das Problem verkleinert. Hier die Bankverbindung: Deutsche Aids-Stiftung: Konto 4004 bei allen Banken und Sparkassen.Deutsche Aids-Hilfe e. V.: Konto 220 220 220 bei der Berliner Sparkasse, BLZ 100 500 00.
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