Medizin
Zentrale Nervenzellen von erwachsenen Menschen können sich jüngsten
Entdeckungen zufolge doch regenerieren. Zu diesem überraschenden
Ergebnis, das bisherigen Erkenntnissen widerspricht, kam ein Team aus
schwedischen und amerikanischen Forschern. Damit dürften sich in Zukunft
neue Wege für die Behandlung schwerer neurologischer Leiden wie der
Alzheimerschen und Parkinsonschen Krankheit sowie von Schlaganfällen
eröffnen.
Diese Hoffnung äußerte das Team um Fred Gage vom Salk Institute für Biologische
Studien in San Diego, Kalifornien, USA, in der am 6. November veröffentlichten
November-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature Medicine.
Die jüngste Entdeckung ergänzt Studien, die mit der bisherigen Meinung von der
Einmaligkeit der Hirnzellen aufräumen. Bisher waren Mediziner in aller Welt davon
ausgegangen, daß nach der Geburt eines Menschen keine zerstörte oder geschädigte
Nervenzelle im Gehirn ersetzt werden kann. Doch schon im Frühjahr berichteten
Forscher von Beobachtungen bei Kindern unter sechs Jahren: Das Hirn
reproduzierte Nervenzellen - manchmal in erheblicher Zahl.
Jetzt stießen Gage und Kollegen im Hippocampus, dem Lern- und
Erinnerungszentrum des Hirns, auf neues Zellwachstum. Die Entdeckung gelang bei
fünf schwedischen Krebspatienten im Alter von 55 bis 70 Jahren, die Wochen oder
Jahre vor ihrem Tod den Markierungsstoff Bromodexoyuridine injiziert bekommen
hatten.
Nach der Autopsie folgten die Forscher den Spuren des Markers. Sie entdeckten,
daß sich primitive, unentwickelte Zellen im Hippocampus der Patienten geteilt hatten,
und neue, ausgereifte Nervenzellen herangewachsen waren. Der
Regenerationsprozeß hatte sich nach Erkenntnissen der Forscher bis zum Tod
fortgesetzt.
dpa-Artikel
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