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Die Gesundheit im Krankenhaus fördern

21.10.1996  00:00 Uhr

- Medizin

  Govi-Verlag

Die Gesundheit im Krankenhaus fördern

  Ein zweitägiges Seminar des Institute for International Research hatte das „Gesundheitszentrum Krankenhaus" zum Thema. Im Vordergrund stand das WHO-Konzept der regionalen Gesundheitsförderung. Erkennbar wurde in den verschiedenen Vorträgen das starke Konkurrenzverhalten zwischen niedergelassenen und Krankenhausärzten, das allerdings über einvernehmliche Kooperationen zugunsten der Patienten vermieden werden kann. Moderiert wurde die Veranstaltung von Professor Dr. Bernhard Badura, Fakultät Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld.

Die geplanten oder im Aufbau befindlichen Gesundheitszentren unterscheiden sich nach Baduras Ausführungen von den traditionellen Krankenhäusern durch eine breitere Palette von Leistungen. Das sind etwa der Gesundheitsförderung dienende Angebote, die Kurzzeitpflege oder Schulung chronisch Kranker. Im Gegensatz zu konventionellen Häusern erbringen externe Anbieter einen Teil der Leistungen im Krankenhaus. Dieses stellt sein Know-how im Gegenzug auch außerhalb zur Verfügung. Darüber hinaus könne eine erhebliche Zahl von Leistungen teilstationär oder ambulant erbracht werden. Für den Berater der Weltgesundheitsorganisation und Gutachter für die Europäische Kommission wird so "aus der unsinnigen Schnittstelle ambulanter und stationärer Versorgung eine Nahtstelle enger Kooperation. Das Gesundheitszentrum wird zu einem wichtigen Knotenpunkt eines mit der Region auf das engste verwobenen Versorgungsnetzwerkes." Krankenhäuser müssen nach Ansicht Baduras lernen, sich als Glied einer Versorgungskette in Kooperation mit vor- und nachgelagerten Anbietern zu begreifen, um qualitativ hochwertige Dienstleistungen zu erstellen.

Das Beispiel Kassel

Die Städtischen Kliniken Kassel, die Seniorenwohnanlagen der Stadt Kassel und das Reha-Zentrum bilden als gemeinnützige GmbHs zusammen mit der Ökomed GmbH für die Wirtschafts- und Versorgungsbereiche und die SKK Gesundheitsdienste als Holdingsgesellschaft ein Gesundheitzentrum. Dessen Verwaltungs-Geschäftsführer Wolfgang Schäfer erläuterte die notwendige Umstrukturierung. Die Kliniken werden von der Steuer befreit, weil die Voraussetzung der Gemeinnützigkeit vorliegt. Bei den Tochtergesellschaften der SKK richtet sich die Besteuerung nach der Art des Betriebes. Die SKK-Holding ist Leistungserbringer für den gesamten Unternehmensverbund.

Die Seniorenwohnanlage umfaßt in Lindenberg 96 Pflegeplätze, im Altenheim Fasanenhof 80 Pflegeplätze, im betreuten Wohnen 424 Wohnungen sowie die Sozialstation. Das Reha-Zentrum bietet Leistungen in der Prävention, zur stationären und ambulanten physikalischen Therapie und in der Nachsorge an. Die Ökomed ist für den Einkauf - also auch die Apotheke -, die technische Energiezentrale, die Reinigungs- und Küchenbetriebe zuständig.

Ob es gelingt, aus den Städtischen Kliniken in Form einer gemeinnützigen GmbH ein wirtschaftliches Profitcenter zu machen, muß sich noch erweisen. Sie betreut in den 24 Fachkliniken mit 1300 Betten jährlich 45.000 Patienten. Hinzu kommen in den 18 Ambulanzen 140.000 Patienten pro Jahr. Doch Schäfer ist zuversichtlich, denn die Verweildauer in den Kasseler Kliniken beträgt 9,6 Tage (national durchschnittlich 12 Tage) und die Fallkosten belaufen sich auf 5.600 DM (national 7.200 DM).

Wie die Kooperation zwischen stationärem und ambulantem Bereich auch aussehen kann, stellte der Vorsitzende der Betriebsleitung im Städtischen Krankenhaus Solingen (SKS), Diplombetriebswirt Horst Henke, vor. Aufgrund der neuen Möglichkeit nach SGB V § 115 wurde im SKS eine "operative Tagesklinik für ambulantes Operieren" etabliert. Jährlich behandelt das SKS rund 30.000 ambulante Patienten (davon 70 Prozent Notfälle). Die Tagesklinik wurde am 1. September 1994 in Betrieb genommen. Die organisatorische Leitung liegt beim Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin. Die Krankenunterlagen vom Hausarzt werden bei den notwendigen Voruntersuchungen des Patienten mit verwertet. 12 Betten stehen in den Funktionsräumen der Tagesklinik zur Verfügung, wo auch die Eigenblutversorgung und die Schmerzambulanz durchgeführt werden.

Großer Wert wurde von der Krankenhausleitung darauf gelegt, das gute Verhältnis zu den niedergelassenen Ärzten durch das ambulante Operieren nicht zu verschlechtern. Die größte Zahl der Patienten wird von diesen inzwischen überwiesen. Der Hausarzt erhält nach der Entlassung einen umfangreichen Arztbericht. In der Nachsorge leisten die niedergelassenen Ärzte den entscheidenden Beitrag, gleichwohl findet auch hier eine Kooperation statt; so etwa in der Notfallversorgung, Mitnutzung von Großgeräten und Röntgen.

Die Finanzierung des ambulanten Operierens im Krankenhaus ist laut Henke die negative Seite der Medaille. Die Kostendeckung liegt bei maximal 50 Prozent oder weniger, es gelten die gleichen Preise wie für niedergelassenen Ärzte, obwohl das Krankenhaus die schwierigeren Fälle bekommt. Das Angebot ist für das ansonsten schwarze Zahlen schreibende Krankenhaus defizitär. Pro Fall errechnet sich ein Durchschnittserlös von rund 450 DM. Innerhalb von 19 Monaten (September 1994 bis einschließlich März 1996) wurden 1320 Patienten in der Tagesklinik operiert, 38 von ihnen mußten postoperativ stationär aufgenommen werden. Ende 1997 wird die Entscheidung fallen, ob das Leistungsangebot fortgeführt wird.

PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, Frankfurt    

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