Medizin
Ob sich Reisende, die ihren Urlaub am Mittelmeer verbringen, gegen
Hepatitis A (HA) impfen sollen, wird immer wieder konträr diskutiert. Die
Mittelmeeranrainer sind infektionsepidemiologisch sogenannte
Schwellenländer, in denen die Anti-HAV-Prävalenzen bei einem
Bevölkerungsquerschnitt von jungen Erwachsenen mit 30 bis 50 Prozent
zwischen denen in Mitteleuropa (5 bis 10 Prozent) und den Tropen (bis 100
Prozent) liegen. Dadurch erhält die Erkrankung einen epidemischen
Charakter mit potentiellen Ausbrüchen, so das Zentrum für Reisemedizin
(CRM) in seinem Info-Dienst vom 23. September.
1996 infizierten sich beispielsweise über 5.600 Personen in Apulien. Meeresfrüchte,
kontaminierte Salate und Rohgemüse gelten als Hauptinfektionsquelle. Jedes Jahr
reisen etwa 16 Millionen Deutsche in den mediterranen Raum. Nach Angaben des
CRM gibt es keine zuverlässigen Daten, aus welchen Ländern die jährlich 10.000
bis 14.000 errechneten Hepatitis-A-Erkrankungen importiert werden. Auffällig sei,
daß die Indexfälle für die hiesigen Ausbrüche der letzten Jahre sich im
Mittelmeerraum infiziert hatten. Auf der Basis von Seroprävalenzen sei das
Infektionsrisiko dort immerhin 6 bis 10 mal höher als in Deutschland.
Das belegen auch neue Daten aus Israel. Hier hätten sich die
Hepatitis-A-Neuerkrankungen 1997 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Bei
4.300 registrierten Fällen rechnet man mit einer um den Faktor 10 bis 20 höheren
Dunkelziffer.
Nach Meinung des CRM gibt es kaum eine Impfstoffentwicklung der letzten
Jahrzehnte, bei der die Risikoabwägung so eindeutig zugunsten des Nutzens
ausschlägt, wie bei der Hepatitis-A-Impfung. Deshalb gelte die Faustregel: südlich
der Alpen und östlich der Oder ist eine HA-Impfung sicher nicht verkehrt.
Artikel von der PZ-Redaktion
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