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Vasopressin zur kardiopulmonalen Reanimation

Datum 08.09.1997  00:00 Uhr

- Medizin

Govi-Verlag

Vasopressin zur kardiopulmonalen Reanimation

Bis heute gibt es bei der kardiopulmonalen Reanimation (CPR) lediglich zwei Therapiestrategien, die sich in tierexperimentellen und klinischen Studien eindeutig positiv auf den Reanimationserfolg auswirken: externe Herzmassage und Defibrillation. Obwohl Adrenalin empfohlen und als Mittel der Wahl eingesetzt wird, wurden der Wert und das Risiko dieses Catecholamins bei der CPR in den letzten Jahren kontrovers diskutiert. Dies stellte Dr. Volker Wenzel von der Klinik für Anästhesiologie in Ulm beim 17. Bundeskongreß Rettungsdienst in Nürnberg fest.

Unter Adrenalingabe steigt der Sauerstoffverbrauch, es treten vermehrt ventrikuläre Rhythmusstörungen sowie Herzversagen in der Phase nach der Reanimation auf. In einer klinischen Studie von Woodhouse et al. ergab sich für Adrenalin versus Placebo kein Vorteil für das Pharmakon. In einem Versuch, die Überlebenschance nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand zu verbessern, zeigte sich, daß bei den reanimationspflichtigen Patienten das zirkulierende endogene Vasopressin stark erhöht war. Weiterhin waren die Vasopressinspiegel bei Überlebenden höher als bei Patienten, die nicht erfolgreich reanimiert werden konnten. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, daß Vasopressin ein wichtiger körpereigener Faktor sein könnte, um eine Verbesserung des Blutdruckes durch endogene Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin und Angiotensin II zu erzielen.

Adrenalin bei Reanimation


Die Adrenalinwirkung erklärte man sich bisher durch den Angriff an adrenergen Bindungsstellen. Durch Wirkung auf alpha-Rezeptoren verengt Adrenalin die Arteriolen und erhöht das zentrale Blutvolumen. Durch agonistische Effekte an den ß-Rezeptoren steigert es die Schrittmacheraktivität des Herzens durch Erhöhung der Herzfrequenz und Stimulation der spontanen Autonomie. Es kommt zu einer indirekten mechanischen Koppelung durch Calciumionen und einer Steigerung der Kontraktionskraft.

Die Hauptwirkung von Adrenalin beruht im wesentlichen auf der Herstellung eines ausreichenden koronaren Perfusionsdruckes. Die Stimulation der alpha-Rezeptoren und die damit verbundene Vasokonstriktion ist in der Anfangsphase der Reanimation entscheidend. Obwohl der Wirkmechanismus klar definiert ist, und Adrenalin (subjektiv?) erfolgreich eingesetzt wird, sind Doppelblindstudien aus ethischen Gründen nicht möglich.

In einer tierexperimentellen Dosis-Wirkungs-Studie konnte mit Vasopressin in unterschiedlicher Dosierung ein signifikant besserer Blutfluß in vitalen Organen erreicht werden als mit hochdosiertem Adrenalin. Vasopressin steigert den cerebralen Blutfluß stärker als Adrenalin, was sich positiv auf den Metabolismus des Gehirns auswirkte. Am Schwein konnte gezeigt werden, daß auch endobronchial appliziertes Vasopressin rasch wirkt und gegenüber Placebo zu einer signifikant besseren Überlebensrate führt.

Bei einer Reihe von Patienten, die unter Standardtherapie ein refraktäres Kammerflimmern aufwiesen, gelang es, mit Vasopressin und anschließender Defibrillation einen Spontankreislauf wiederherzustellen. In einem kleinen, prospektiv randomisierten Vergleich von Vasopressin mit Adrenalin bei Patienten mit außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand bei Kammerflimmern, wurde in der Vasopressingruppe ein signifikant besseres 24-Stunden-Überleben gefunden.

Mögliche Nachteile von Vasopressin sind ein erhöhter systemischer Gefäßwiderstand nach einer erfolgreichen Reanimation, was das Herzzeitvolumen vermindern kann. Die Ergebnisse der Tierversuche können allerdings nicht bedingungslos auf den Menschen übertragen werden, da die Tiere 8-Lysin-Vasopressin sezernieren und die menschliche Hypophyse Arginin-Vasopressin bildet, räumte Wenzel ein.

Der Frage nach der Langzeitüberlebensrate und dem neurologischen Status wurde bisher in keiner tierexperimentellen Studie nachgegangen. Deshalb ist noch unklar, ob der unter Vasopressin verbesserte cerebrale Blutfluß während der Wiederbelebung zu einem besseren neurologischen Reanimationsergebnis führt.

Vasopressin scheint vielversprechend für den Einsatz in der CPR. Bevor es jedoch zur Therapie bei der Wiederbelebung generell empfohlen werden kann, sind weitere tierexperimentelle und klinische Studien notwendig.

PZ-Artikel von Matthias Bastigkeit, Lübeck
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