Medizin
Die Wirksamkeit von Zubereitungen aus Efeublättertrockenextrakt, die
für die rektale Applikation vorgesehen sind, wurde immer wieder in Frage
gestellt. Eine neue Studie von H. J. Mansfeld besagt, daß Zäpfchen und
Tropfen in ihrer sekretolytischen und spasmolytischen Wirkung bei
obstruktiven Atemwegserkrankungen durchaus vergleichbar sind.
Allerdings erfordert die rektale Applikation eine höhere Dosierung.
Die Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes (BGA) hatte 1988 die
Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Efeublättertrockenextrakt in einer
Positiv-Monographie festgehalten. Allerdings bezog sich diese Bewertung nur auf
den wäßrig-alkoholischen Extrakt in Tropfenform, andere Darreichungen wurden
nicht berücksichtigt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte schloß
sich der positiven Interpretation des BGA an und erteilte im Sommer 1996 den
Bronchialtropfen die Zulassung. Für die expektorierenden und spasmolytischen
Eigenschaften sind hauptsächlich die im Efeu enthaltenen Saponine verantwortlich.
Die Ergebnisse einer randomisierten Cross-over-Studie, die in der Pädiatrischen
Pneumologie der Hochgebirgsklinik in Davos Wolfgang durchgeführt wurde, zeigen,
daß die jeweilige Darreichungsform und die Dosierung des Efeutrockenextrakts
entscheidend für die Wirksamkeit sind. 26 Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren mit
chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen bekamen entweder Zäpfchen oder
Tropfen mit dem Extrakt verabreicht.
Die Behandlung dauerte drei Tage; aus dem klinischen Alltag ist nämlich bekannt,
daß die Wirkung der Saponine in Efeublättern bereits nach kurzer Zeit einsetzt. Die
Kinder erhielten täglich entweder zweimal 1 Zäpfchen oder zweimal 25 Tropfen auf
wäßrig-alkoholischer Basis. Die Tagesdosis betrug also für die Zäpfchen 160 mg
und für die Tropfen 35 mg Efeublättertrockenextrakt. Die Wirksamkeit wurde
erfaßt, indem die Lungenfunktion mittels Spirometrie und Bodyplethysmographie
überprüft wurde.
Die Ergebnisse der Spirometrie zeigten sowohl für die Suppositorien als auch für die
Tropfen eine klinisch deutliche und statistisch signifikante Verbesserung der
Symptome. Die Veränderung der Peakflow-Werte um 22 Prozent nach den
Zäpfchen und um 25 Prozent nach den Tropfen korrelierte mit den Ergebnissen der
spirometrisch erfaßten Daten. Auch die Verringerung des Atemwegswiderstandes
von 0,64 (kPa/l/s) auf 0,49 bei den Zäpfchen und 0,44 bei den Tropfen war klinisch
und statistisch signifikant. Darüber hinaus zeigten beide Darreichungsformen eine
antiobstruktive Wirkung. Drei Stunden nach Verabreichung von Tropfen und
Zäpfchen erreichte der broncholytische Effekt in beiden Fällen die Größenordnung
von zwei Hüben des ß
2-Sympathomimetikums Fenoterol nach zehn Minuten. Um
den gleichen therapeutischen Effekt zu erzielen, muß der Studie zufolge bei den
Zäpfchen eine 4,5fach höhere Dosis an Droge eingesetzt werden als bei den
ethanolhaltigen Tropfen. Erklären läßt sich dies aus den unterschiedlichen
Resorptionsverhältnissen.
Quelle: Mansfeld, H.J., et al., Behandlung von Kindern mit chronisch obstruktiven
Atemwegserkrankungen mit Prospan, TW Pädiatrie 10, 155-157 (1997)
PZ-Artikel von Elke Wolf, Frankfurt
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