Medizin
Das Genom des Syphilis-Erregers Treponema pallidum haben jetzt
amerikanische Wissenschaftler entschlüsselt. Das Erbgut setzt sich aus 1,14
Millionen Basenpaaren zusammen. Die Forscher wollen nun einen Impfstoff
gegen die Geschlechtskrankheit entwickeln. Die genetische Information
verrate, wie das Bakterium in Haut, Knochen, Herz und Gehirn eindringe.
Verantwortlich dafür seien unter anderem zwölf Hüllproteine. Außerdem
konnte der Weg, auf dem das Virus wahrscheinlich nach Europa kam,
aufgeklärt werden.
Aufgrund des Erbguts glauben die Forscher um Claire Fraser vom Institut für
Genomforschung in Rockville , Maryland, USA, nun auch die Herkunft von
Treponema pallidum klären zu können. Erste Fälle von Syphilis wurden Ende des
15. Jahrhunderts, zeitgleich mit der Rückkehr von Kolumbus aus der Neuen Welt, in
Europa bekannt. Die Krankheit erreichte im frühen 16. Jahrhundert in Europa
epidemische Ausmaße und hatte sich drei Jahrhunderte später weltweit ausgedehnt.
Etliche Wissenschaftler gehen davon aus, daß Kolumbus und andere Eroberer eine
Hautkrankheit aus der Karibik mit nach Hause brachten. Der genetische Vergleich
von Spuren aus präkolumbianischen Mumien und dem Erbgut von T.pallidum könnte
endlich klären, ob sich Erreger der einstigen Tropenkrankheit zum
Syphilis-Bakterium umwandelten.
Die Syphilis wird zur Zeit vor allem im Zusammenhang mit Aids gefürchtet. Alte
Syphilis-Wunden erleichtern dem HI-Virus den Zugang in den Körper.
Artikel von dpa
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