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Infektionslage in Deutschland

21.07.1997  00:00 Uhr

- Medizin

  Govi-Verlag

Infektionslage in Deutschland

    Die Rückkehr der Seuchen sei ein etwas überstrapazierter Begriff, versicherte Professor Dr. Reinhard Kurth, Leiter des Robert-Koch-Instituts (RKI). Andererseits habe aber der Optimismus aus den Jahren der erfolgreichen Antibiotikatherapien inzwischen nachgelassen. Auf einer Pressekonferenz im Robert-Koch-Institut in Berlin wurden die neuesten Zahlen und Trends zu Infektionskrankheiten in Deutschland bekanntgegeben.

Während sich das HI-Virus in vielen Gebieten der Erde weiter ausbreitet, blieb die Anzahl der Neuinfektionen in Deutschland weitgehend konstant. Aids-Neuerkrankungen sind 1996 um acht Prozent gesunken, die Sterbefälle haben sogar um zwanzig Prozent abgenommen. Es wird jedoch ein erneuter Anstieg bei den Erkrankungsraten und Todesfällen erwartet, da die derzeitigen Therapien den Krankheitsverlauf lediglich hinauszögern. Zudem muß auch mit der weiteren Ausbildung von Resistenzen gerechnet werden.

TBC, Typhus und Hepatitis gehen zurück

Nach wie vor rückläufig ist das Vorkommen von Tuberkulose, Typhus sowie Hepatitis A und B. 12.000 Menschen erkrankten 1995 in Deutschland an Tuberkulose, 900 starben. Zu den Betroffenen gehörten weniger Aids-Patienten als Menschen aus sozialen Randgruppen, erklärte Kurth. Die in Nordamerika entdeckten therapieresistenten Erreger seien bisher in Deutschland noch nicht aufgetreten.

An chronischen Hepatitiden sterben in Deutschland pro Jahr ungefähr 5000 Patienten. An Typhus erkrankten im vergangenen Jahr 143 Menschen, die meisten hatten sich im Ausland infiziert. Diphtherie wurde bei vier Patienten diagnostiziert. Die Zahl sei gering, dennoch handele „grob fahrlässig", wer ohne ausreichenden Impfschutz zum Beispiel nach Moskau reise, warnte Kurth. Auch die Grippe schlägt immer wieder zu; mehr als acht Millionen Menschen gingen im Winter 1995/96 wegen der echten Virusgrippe zum Arzt, 28.000 wurden in eine Klinik eingewiesen.

Enteritis infectiosa mit am häufigsten

Neben respiratorischen Erkrankungen gehören infektiöse Magen-Darm-Erkrankungen (Enteritis infectiosa) zu den häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt. Erregertypen in unseren Breiten sind Salmonellen, enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC), Rotaviren, Campylobacter und Yersinien.

Salmonelleninfektionen nehmen seit dem Höhepunkt der Ausbreitung 1992 zwar stetig ab, 1996 erkrankten aber immer noch ungefähr doppelt so viele Menschen (circa 109.000) wie Mitte der achtziger Jahre.

Eine tendenzielle Zunahme läßt sich hingegen bei allen übrigen infektiösen Enteritiden beobachten. Mit ungefähr 95.000 Fällen liegen die Zahlen fast 26 Prozent über den Werten von 1995 (ein Teil dieser Steigerung ist erfassungsbedingt).

Außerhalb Bayerns stiegen jedoch EHEC-Infektionen nicht auffällig an. Dort mußten von Juli 1995 bis März 1996 an Dialysezentren 43 Kinder behandelt werden, sieben Kinder starben. Insgesamt wird die Anzahl der jährlichen EHEC-Erkrankungen in Deutschland auf 400 bis 800 pro Jahr geschätzt. Die Verotoxine bestimmter E.coli-Stämme sind besonders für Kleinkinder, ältere oder immungeschwächte Patienten gefährlich. Die Folge einer Infektion sind schwere schmerzhafte und blutende Durchfälle mit Unterleibskrämpfen. Nach Abklingen der Symptome kann das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) auftreten, bei dem Erythrozyten zerstört und die Niere schwer geschädigt werden.

PZ-Artikel von Stephanie Czajka, Berlin
   

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