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Spitzensport ist für Diabetiker nicht tabu

29.06.1998  00:00 Uhr

- Medizin

Govi-Verlag

Spitzensport ist für Diabetiker nicht tabu

Sport und Diabetes passen prima zusammen. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, ein Typ-1-Diabetes bedeute für Kinder und junge Erwachsene prinzipielles Sportverbot, ist die körperliche Bewegung sogar eine unabdingbare Notwendigkeit, wenn frühzeitig Komplikationen, besonders des Gefäßbetts, vermieden werden sollen.

Nach Auffassung von Professor Dr. Joseph Keul von der Universitätsklinik Freiburg steht wettkampforientierter Leistungssport jugendlichen Diabetikern offen. Bei richtiger Einstellung sind sogar sportliche Spitzenleistungen möglich. Das belegen erfolgreiche Athleten wie Ulrich Viefers, Rennruderer und 1996 Olympiasieger im Achter oder der Tennisprofi Lars Koslowski.

Diabetiker müssen jedoch unbedingt darüber informiert werden, daß die Intensität und Dauer körperlicher Belastung die Wirkung von Insulin beeinflussen. Deshalb sollten Zeitpunkt und Menge der zu verzehrenden Kohlehydrate und des verabreichten Insulins individuell festgelegt werden. Mehr körperliche Aktivität erfordert eine erhöhte Kohlenhydratzufuhr. Der Insulinbedarf kann dagegen auf Grund einer verminderten peripheren Regulation der Glucoseverwertung sinken.

Sportmediziner empfehlen für Diabetiker besonders Ausdauersportarten wie Jogging, Radfahren, Skifahren und Schwimmen. Jeden Tag ein oder zwei Stunden Sport mit einem hohen Energieumsatz haben einen günstigen Einfluß auf die Insulinsensivität, den Stoffwechsel, das Gefäßbett und Herz-Kreislauf-Funktionen. Auf Fettstoffwechselstörungen, unter denen gerade junge Diabetiker häufig leiden, wirkt sich der erhöhte Energieumsatz besonders vorteilhaft aus. Natürlich tut der Sport auch der Psyche gut. Jugendliche Diabetiker, die sich regelmäßig bewegen sind meist ausgeglichener, denn die körperliche Betätigung hebt das Selbstwertgefühl und hilft, die Krankheit besser zu bewältigen.

Daß junge Zuckerkranke durchaus auch Extremsportarten betreiben können, belegen wissenschaftlich betreute Tauchkurse. Zwar besteht seit Jahren ein undifferenziert verhängtes Tauchverbot für Diabetiker, fundierte Daten für diese Restriktion fehlten aber bislang. 1995 wurde deshalb ein erster Tauchkurs auf Papua Neuguinea durchgeführt. Im folgenden Jahr organisierten Wissenschaftler eine Anschlußstudie mit neun gut trainierten, geschulten Typ-1-Diabetikern und fünf Nichtdiabetikern. Keiner der Stoffwechselkranken litt unter diabetischen Folgeschäden, Suchtproblemen oder schweren Hypoglykämien. Vor und nach jedem circa einstündigen Tauchgang wurden Blutglucose, Hämatokrit, Blutdruck, Puls und Flüssigkeitszufuhr gemessen.

Die morgens und abends gemessenen Elektrolyt-, Blutdruck-, Puls-, Mikroalbumin-, Protein- und pH-Werte zeigten keinen signifikanten Unterschied zwischen Diabetikern und Nichtdiabetikern. Bei keinem der Taucher kam es zu hypoglykämischen oder ketoazidotischen Entgleisungen. Die Studienleiter schlußfolgerten: Bei einer sorgfältigen Auswahl der Teilnehmer und einem speziell konzipierten Tauchkurs können auch insulinpflichtige Diabetiker sicher tauchen.

Die Wissenschaftler sind sich einig: Diabetes soll auf keine Fall junge Menschen am Sporttreiben hindern. Durch eine positive Stoffwechselwirkung, bessere Krankheitsbewältigung und mehr Compliance bietet Sport den Diabetikern sogar eine hervorragende Grundlage, Spätfolgen zu verzögern.

PZ-Artikel von Ulrich Brunner, Eschborn Top

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