Medizin
Mehrfach resistente
Staphylococcus-aureus-Stämme nehmen weltweit zu. Zu
diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie des
Robert-Koch-Instituts (RKI), der
Rockefeller-Universität, New York, und des
St.-Erasmus-Krankenhauses in Brüssel. Insbesondere in
Krankenhäusern werden häufiger Lungenentzündungen,
Abszesse und andere schwerwiegende Komplikationen
beobachtet.
Es sei davon auszugehen, daß in Deutschland
jährlich etwa eine Million Patienten eine
Krankenhausinfektion erleiden, meldet das RKI. 120.000
bis 160.000 werden durch Staphylococcus-aureus-Bakterien
verursacht, etwa acht Prozent gelten als multiresistent.
Wirkung zeigen oft nur noch die Glykopeptidantibiotika.
Inzwischen scheint allerdings selbst darauf nicht immer
Verlaß.
Das RKI bezieht sich auf einen aus Abszeßmaterial
isolierten St.-aureus-Stamm, der auf das Glykopeptid
Vancomycin nicht mehr ausreichend ansprach. Die Heilung
des Patienten erfolgte nach chirurgischer Sanierung des
Infektionsherdes, da Antibiotika das Abszeßinnere im
allgemeinen nicht erreichen. Ein zweiter Fall wird aus
Japan gemeldet, wo ein Patient durch die gleichen
Bakterien an einer Lungenentzündung erkrankt war.
Heilung wurde hier durch die kombinierte Behandlung aus
einem Aminoglykosid und einem Penicillin erreicht.
"Wenn aufgrund des Verlaufs dieser beiden
Krankheitsfälle auch noch kein wirkliches klinisches
Versagen von Glykosidantibiotika bei Infektionen mit
mehrfach resistenten St.-aureus-Bakterien nachgewiesen
wurde, ist dennoch erhöhte Aufmerksamkeit geboten",
merkt dazu RKI-Direktor Professor Dr. Reinhard Kurth an.
Bestimmte Staphylokokken-Stämme seien offenbar in der
Lage, sich gegen Glykopeptide zu schützen, so daß bei
ungünstiger Infektlokalisierung durch verminderte
Empfindlichkeit ein Therapieerfolg verhindert werden
könne.
Nach den Erhebungen des Nationalen
Staphylokokken-Referenzzentrums am RKI, das mittels
molekularer Typisierung und quantitativer
Resistenzbestimmung Auftreten und Verbreitung
multiresistenter St.-aureus-Stämme in Deutschland
verfolgt, sind hierzulande Stämme mit verminderter
Empfindlichkeit oder Resistenz gegen Glykopeptide bislang
nicht aufgetreten.
Artikel von der PZ-Redaktion
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