Medizin
Anfang März wurde in England das
weltweit erste Kind geboren, dessen Mutter mit drei
biotechnisch hergestellten (rekombinanten)
Fruchtbarkeitshormonen behandelt worden war, um eine
Schwangerschaft zu ermöglichen.
Bis zu ihrer Behandlung am Middlesex Hospital in London
galt die Frau als unfruchtbar, da ihr die für den
Eisprung erforderlichen Hormone FSH
(Follikelstimulierendes Hormon), LH (Luteinisierendes
Hormon) und HCG (Choriongonadotropin) fehlten. Um
Wachstum und Reifung der ovariellen Follikel zu
induzieren, wurde der Frau während der Therapie
rekombinantes FSH (r-FSH) und rekombinantes LH (r-LH)
subcutan injiziert. Zur Auslösung des Eisprungs erhielt
sie anschließend, ebenfalls subcutan, rekombinantes HCG
(r-HCG). Während des dritten Behandlungszyklus wurde sie
schwanger.
Bisher wurden die drei Hormone aus dem Urin
postmenopausaler Frauen gewonnen. Insbesondere durch die
Reinheit der rekombinanten Formen (keine Belastung durch
urinäre Fremdproteine) versprechen sich die Briten
erhebliche Vorteile gegenüber den herkömmlichen
Präparaten. Die Patientin kann die Hormone auch selbst
subcutan applizieren.
In Deutschland zugelassen ist bisher nur das r-FSH
(Gonal-F, Ares-Serono, Genf), das seit April 1996 zur
Behandlung von Infertilität zur Verfügung steht. Es
wird sowohl zur Ovulationsinduktion bei hormonbedingter
Unfruchtbarkeit eingesetzt als auch zur Induktion der
Superovulation im Rahmen von In-vitro-Fertilisation und
Intracytoplasmatischer Spermieninjektion. Mit der
Zulassung der beiden rekombinanten Gonadotropine r-LH
(LHadi) und r-HCG (Ovidrel), beide ebenfalls von der
Schweizer Unternehmensgruppe, wird in den nächsten zwei
Jahren gerechnet.
Artikel von der PZ-Redaktion
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