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Unfallchirurgen sollen Frakturen verhindern

10.05.2004  00:00 Uhr

Unfallchirurgen sollen Frakturen verhindern

von Conny Becker, Berlin

Was sich paradox anhört, könnte sehr effektiv sein. Denn das Risiko, sich nach einer ersten Fraktur erneut einen Knochen zu brechen, ist sehr hoch, wenn der Betroffene an Osteoporose leidet. Daher sollten Patienten über 45 Jahren schon in der Unfallklinik auf eine mögliche Osteoporose hin untersucht werden.

Frühere Frakturen sind vor einem Größenverlust, familiärer Vorbelastung, einer frühen Menopause oder Rauchen der größte Risikofaktor für einen durch Osteoporose bedingten Knochenbruch, berichtete Privatdozent Dr. Felix Bonnaire aus Dresden auf einem von MSD unterstützten Symposium während des 121. Chirurgenkongresses in Berlin. „An Osteoporose wird von den Akutversorgern zu wenig gedacht“, sagte der Unfallchirurg. Um die Krankheit in Zukunft häufiger zu erkennen, sollten Mediziner in Kliniken prinzipiell alle Patienten nach ihren Risikofaktoren befragen, die wegen Knochenbrüchen nach nicht adäquaten Traumen eingeliefert werden.

Fachgesellschaften erstellten zusammen mit MSD ein bundesweites Frakturregister, für das Erhebungsbögen von 16 522 Patienten mit nicht vertebralen, also Hüftgelenks- und Unterarmfrakturen, ausgewertet wurden. In insgesamt 388 Kliniken (60 Prozent Rehakliniken, 40 Prozent Akutkliniken, die mindestens 50 solcher Operationen pro Jahr durchführen) gaben die im Mittel 76-jährigen Patienten mit Verdacht auf Osteoporose ihre Risikofaktoren an. Darüber hinaus wurden rund 6000 Patienten nach durchschnittlich sieben Monaten telefonisch erneut interviewt.

Die Auswertung in den Akutkliniken ergab, dass frühere Frakturen mit 26 Prozent der wichtigste Risikofaktor für einen erneuten Bruch war, gefolgt von einem Größenverlust von mehr als 4 cm mit 18,8 Prozent (in den Rehakliniken betrugen beide Werte sogar rund 30 Prozent). „Sekundärprävention ist nötig“, unterstrich der Mediziner. Dennoch würde bei einem Bruch meist nicht nach Osteoporose gefragt. 80 Prozent der Patienten wurden nicht auf diese Krankheit hin untersucht, Knochendichtenmessungen waren mit 3,1 Prozent nach hüftgelenksnahen und 4,6 Prozent nach radialen Frakturen eher eine Ausnahme.

Der Referent forderte, künftig Patienten mit Brüchen nach dem 45. Lebensjahr schon in der Klinik über das Risiko Osteoporose zu informieren. Die entsprechenden Leitlinien des Dachverbandes Osteoporose (DVO) „sollte man auch als Chirurg kennen“. Schließlich sei die Krankheit gut behandelbar. Bisphosphonate könnten das Risiko einer erneuten Fraktur um die Hälfte senken. Jedoch nur 1,5 Prozent der erfassten Patienten erhielten diese Wirkstoffe bei der Aufnahme in die Akutklinik leitliniengerecht, das heißt in Kombination mit Calcium und Vitamin D. Bis zur Entlassung stieg dieser Wert nur auf 6,3 Prozent und auch die Einnahme von Calcium oder Vitamin D allein lag deutlich unter 10 Prozent. In Rehakliniken wurden 19,5 Prozent der Risikopatienten konsequent leitliniengerecht behandelt. Doch sieben Monate nach Entlassung fiel dieser Wert wieder stark ab.

Die Daten des Frakturregisters sollen Unfallchirurgen nun für die Krankheit Osteoporose und eine adäquate Therapie sensibilisieren. Damit künftig wenigstens die verbreitete, ohnehin erschreckende Meinung gilt, Osteoporose werde erst nach dem Bruch erkannt. Darüber hinaus könnte das Register auch Hinweise darauf geben, weshalb die Sterblichkeit besonders nach hüftgelenksnahen Frakturen erhöht ist, denn auch Komplikationen oder Liegezeiten wurden erfasst. Laut Professor Dr. Ludger Pientka ist die Sterblichkeit vor allem im ersten Jahr nach der Fraktur stark erhöht, was jedoch nicht an der perioperativen Mortalität liege. Die Gründe hierfür seien noch unbekannt. Top

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