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Makrolide bei Infekten der unteren Atemwege

27.04.1998  00:00 Uhr

- Medizin

Govi-Verlag

Makrolide bei Infekten der unteren Atemwege

Makrolide gehören zusammen mit ß-Laktamen, Tetracyclinen und Cephalosporinen zu den Erstwahlpräparaten bei akuter Bronchitis und akuten Exazerbationen der chronischen Bronchitis. Außerdem werden sie zur Behandlung der ambulant erworbenen Pneumonie eingesetzt, da sie sowohl gegen typische als auch atypische Infektionserreger wirken.

In klinischen Studien wird jedoch meist nur die Effektivität einer Behandlung untersucht, während die Effizienz in der Regel zu kurz kommt. Die Betrachtung der Effizienz einer bakteriellen Behandlung sollte neben dem klinischen Stellenwert auch die Gesamttherapiekosten berücksichtigen. Hierzu sollten neben der Effektivität, den Antibiotikakosten und der Compliance auch die Applikationshäufigkeit und die Verträglichkeit berücksichtigt werden.

Standardmakrolid ist weiterhin Erythromycin, das in zahlreichen Zubereitungen verfügbar ist. Im allgemeinen muß Erythromycin drei- bis viermal täglich appliziert werden. Roxithromycin war das erste der Zweitgenerations-Makrolide mit einem verbesserten pharmakokinetischen Profil, das eine ein- bis zweimal tägliche Applikation erlaubt. Sein antibakterielles Spektrum umfaßt typische wie auch atypische respiratorische Pathogene, und es dringt gut in Lungengewebe und die Sekrete ein. In zahlreichen Studien erwies sich Roxithromycin als mindestens gleich wirksam wie Erythromycin.

Die unerwünschten Wirkungen von Erythromycin sind meist gastrointestinaler Art und umfassen Schmerzen, Krämpfe, Nausea, Erbrechen sowie Diarrhöe. Hierdurch kann es zu reduzierter Compliance und verschlechterten klinischen Ergebnissen kommen. Aus Tierversuchen ist weiterhin bekannt, daß Erythromycin als Motilin-Agonist wirkt und prokinetische Effekte besitzt. Die bislang vorliegenden Befunde lassen vermuten, daß Roxithromycin weniger gastrointestinale Nebenwirkungen besitzt als Erythromycin.

In einer von R.J. Milne geleiteten Studie wurde bei Patienten mit Infektionen des unteren Respirationstraktes untersucht, wie hoch der Anteil an Therapieabbrüchen aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen ist. Hierzu wurden 28 klinische Studien mit Roxithromycin und/oder Erythromycin mit insgesamt 2195 Patienten ausgewertet; 65 Prozent waren ambulante Patienten.

942 Patienten in 13 Studien erhielten täglich 300mg Roxithromycin und 1253 Patienten in 15 Studien Erythromycin in verschiedenen Formulierungen und Dosierungen. Bei 47 Prozent der Patienten wurde initial eine ambulant erworbene Pneumonie diagnostiziert, 20 Prozent wiesen eine akute infektiöse Exazerbation einer chronischen Bronchitis auf, 30 Prozent hatten eine akute Bronchitis, und weitere 4 Prozent hatten nicht näher spezifizierte untere Atemwegsinfektionen.

Die Häufigkeit unerwünschter Wirkungen, die eindeutig oder wahrscheinlich mit der Antibiotikatherapie verbunden waren, war bei den Patienten, die Erythromycin erhielten, 2,5fach höher als bei denen unter der Roxithromycin-Therapie (24,8 versus 10,1 Prozent). Die durch unerwünschte Effekte bedingte Abbruchrate lag in der Erythromycin-Gruppe 3,6fach höher (7,1 versus 2,0 Prozent). Die meisten unter Erythromycin beobachteten unerwünschten Effekte waren gastrointestinaler Art.

Da unerwünschte Wirkungen und Therapieabbrüche die Compliance und den Therapieerfolg entscheidend beeinflussen, sollten diese Fakten bei der Verordnung eines Makrolids mit in die Überlegungen eingehen.

Quelle: Milne, R.J., et al., Clin.Drug.Invest 14, 1997, 405-417

PZ-Artikel von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden
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