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Nicht nach Pilzen im Stuhl suchen

Datum 13.04.1998  00:00 Uhr

- Medizin

Govi-Verlag

Nicht nach Pilzen im Stuhl suchen

Ein Candida-Hyposensitivitäts-Syndrom gibt es nicht, Antipilz-Diäten sind unsinnig und Stuhluntersuchungen auf Pilze sollte man vergessen, da bis zu 80 Prozent aller Gesunden dort Pilze, meist Candida albicans aufweisen.

So die eindeutige Stellungnahme von Professor Dr. Wolfgang Rösch, Chefarzt der Medizinischen Klinik des Frankfurter Nordwest-Krankenhauses, zu der in Laienmedien oft und gern geschürten Hysterie um vermeintlich pathologische Auswirkungen einer intestinalen Pilzbesiedlung. Die Hypothese von der angeblich schädigenden Wirkung des Candida-Syndroms sei nie bewiesen worden. Bereits 1986 habe die Amerikanische Akademie für Allergologie und Immunologie sie als spekulativ abgetan, stellte Rösch am 11. März bei einer Pressekonferenz der Gastro-Liga in Frankfurt klar.

All dem zum Trotz geistert das Candida-Syndrom hierzulande weiter als Modekrankheit durch Medien und Köpfe und muß für eine Vielzahl von Befindlichkeitsstörungen herhalten, angefangen bei Herzbeschwerden, Blähungen und Heißhungerattacken über Nahrungsmittel- und Alkoholunverträglichkeit, Übergewicht und chronischer Müdigkeit bis hin zu Arthritiden und Myalgien. Für Rösch eine abstruse Überschätzung eines an sich gar nicht vorhandenen Krankheitsbildes.

Bei 30 bis 80 Prozent, nach Antibiotikatherapie sogar bei bis zu 100 Prozent der gesunden Bevölkerung, ließen sich in der intestinalen Mikroflora Keimzahlen von 102 bis 103/g Stuhl nachweisen; bei normaler Immunabwehr habe dies jedoch keine pathologische Bedeutung, betonte der Mediziner, der gleichzeitig den oft diskutierten Zusammenhang zwischen chronischen Hauterkrankungen und einer Pilzbesiedlung des Darmes als unwahrscheinlich abtat.

Candida albicans habe eine hohe Affinität zum glykogenhaltigen Plattenepithel in Mund, Vagina und After. Im Zylinderepithel von Magen, Dünn- und Dickdarm sei der Hefepilz jedoch nicht nachweisbar. Der Pilzbefall im Stuhl von Patienten mit chronischer Urticaria, Ekzem oder Psoriasis sei dementsprechend nicht signifikant höher als bei Gesunden.

Eine Dauer-Antimykotikatherapie bei gesunden, asymptomatischen Patienten mit positivem Pilznachweis im Stuhl lehnt Rösch kategorisch ab. "Man sollte Pilze im Stuhl vergessen, gar nicht erst danach suchen, dann muß man sie auch nicht behandeln." Es gebe derzeit keinen Grund und kein Medikament, mit dem eine dauerhafte Eradikation im Darm befindlicher Hefepilze gelingt. Spätestens eine Woche nach Absetzen eines Antimykotikums seien in der Regel wieder Pilze im Stuhl nachweisbar.

Floraregeneration statt Pilze eradizieren

Richtig sei im Zuge der ganzen Pilzdiskussion, daß Antibiotika zu Candida-induzierten Durchfällen führen können, räumte der Referent ein. Gegen eine rund einwöchige Behandlung etwa mit Nystatin sei in solchen Fällen nichts einzuwenden. Rösch zieht der Pilzeradikation jedoch eine Wiederherstellung der normalen Darmflora durch Gabe von Saccharomyces boulardii vor (zum Beispiel Perenterol). Auf diese Weise habe man bei Antibiotika-induzierten Durchfällen sowie unter anderem auch bei Reisidiarrrhoe gute Erfolge erzielt. Floraregenerierende Effekte lassen sich nach seinen Worten auch mit Lactobacillus-haltigen Joghurts erreichen. Röschs Tip daher: "Wenn man gern Joghurt ißt, sollte man Produkte mit solchen Bakterienkulturen nehmen."

PZ-Artikel von Bettina Neuse-Schwarz, Frankfurt am Main
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