Medizin
Auf der Suche nach einem Stoff zur natürlichen Abwehr des Aidserregers
HIV hat US-Forscher Robert Gallo nach eigenen Angaben eine wichtige
Hürde genommen. Der Wissenschaftler ging bislang davon aus, daß HCG
(Human Chorionic Gonadotropin) aus dem Urin schwangerer Frauen im
Frühstadium einer Schwangerschaft die Viren hemmen kann.
Das Hormon HCG, das Gallo seit 1995 als aussichtsreichsten Kandidaten
hervorhob, sei jedoch nicht direkt wirksam. Eine andere, damit verknüpfte Substanz
besitze die Fähigkeit, HIV zu blockieren und das unter Aids-Kranken verbreitete
Kaposi-Sarkom zu stoppen oder sogar zurückzubilden. Die Identität des Stoffes sei
jedoch noch nicht ganz geklärt, räumt Gallo in der April-Ausgabe des Journals
Nature Medicine (Bd.4, Nr.4, S.428) ein. Er nennt den neuen Stoff
HCG-assoziierten Faktor (HAF).
Gallo, der als Mitentdecker des HIV-Virus gilt, nahm die neue Spur auf, nachdem
sich das Hormon mit Hilfe eines neuen Verfahrens (gel permeation chromatography)
als falsche Fährte erwiesen hatte. Die Schutzfunktion des Schwangerschaftshormons
beziehungsweise des mit ihm verbundenen Faktors hatte ein Mitarbeiter Gallos am
Institut für Virologie an der Universität von Maryland in Baltimore nur durch Zufall
gefunden. Er hatte männliche und weibliche Mäuse zusammen in einem Käfig
gehalten und entdeckt, daß trächtige Tiere immun gegen HIV waren oder vom
Kaposi-Sarkom befreit wurden.
Artikel von der PZ-Redaktion
© 1997 GOVI-Verlag
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