Medizin
In einer Analyse, die sich mit
einem möglichen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von
Brustkrebs und der Einnahme von hormonellen Kontrazeptiva
befaßte, wurden die Daten von insgesamt 54 Studien mit
den Befunden von 53297 Frauen mit und 100239 Frauen ohne
Brustkrebs ausgewertet. Auswertungskriterien waren das
Alter der Frauen bei der Diagnose, das Alter bei ihrer
ersten Schwangerschaft sowie das Alter, in dem die
Einnahme von hormonellen Kontrazeptiva beendet wurde.
Dabei zeigte sich folgendes: Bei Frauen, die
aktuell hormonelle Kontrazeptiva einnehmen, ist das
Brustkrebsrisiko insgesamt gering, jedoch gegenüber
Frauen ohne hormonelle Kontrazeptiva um circa 24 Prozent
erhöht. Nach Beendigung der Einnahme nimmt das Risiko
kontinuierlich wieder ab, um sich nach rund 10 Jahren
nicht mehr vom Risiko der Frauen, die niemals hormonelle
Kontrazeptiva einnahmen, zu unterscheiden. Der bei den
Frauen mit hormonellen Kontrazeptiva diagnostizierte
Brustkrebs befand sich durchschnittlich in einem klinisch
weniger fortgeschrittenen Stadium als der bei Frauen, die
niemals hormonelle Kontrazeptiva einnahmen. Die Gründe
hierfür sind unklar.
Zwar war das relative Risiko dann erhöht, wenn die
Frauen vor dem zwanzigsten Lebensjahr hormonelle
Kontrazeptiva einnahmen, das absolute Risiko war jedoch
sehr gering. Die Dauer der Einnahme, das familiäre
Risiko, ethnische Gründe, das Alter bei der ersten
Menstruation und Schwangerschaft sowie der menopausale
Status zeigte keine Korrelation mit einer
Risikoveränderung durch hormonelle Kontrazeptiva.
Quelle: Lancet
347 (1996), 1713 - 1727.
PZ-Artikel von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden
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