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Tumorhypoxie bei maligner Progression

24.02.1997  00:00 Uhr

- Medizin

  Govi-Verlag

Tumorhypoxie bei maligner Progression

  Seit 1989 untersucht die Arbeitsgruppe von Professor Dr. Michael Höckel, Mainz, prospektiv die Oxygenierung und Vaskularisation beim klinischen und histopathologischen Zervixkarzinom. Ergebnisse dieser Studien, die die Assoziierung von maligner Progression und Tumorhypoxie belegen, stellte Höckel am 15. Februar in Hamburg vor.

Die Ergebnisse untermauern folgende Hypothesen: Trotz der Fähigkeit von Tumorkollektiven, neue Blutgefäße zu bilden oder vorhandene zu inkorporieren, gilt für einen malignen Tumor das sogenannte Malthusianistische Prinzip: Der Ressourcenbedarf der dereguliert proliferierenden Tumorpopulationszellen übersteigt mit zunehmender Zellzahl die Möglichkeiten des Stromas, diese in genügender Menge bereitzustellen. Als Konsequenz kommt es zur intrazellulären Hypoxie, Apoptose und Nekrose.

Genexpressionen hypoxisch gestreuter Turmorzellen bewirken eine zunehmende Resistenz gegenüber Strahlentherapie und einer Vielzahl von Zytostatika, so der Referent weiter. Die unter Hypoxie gesteigerte Tumorangiogenese und andere Mechanismen, fördern das Metastasierungspotential. Die Tumorhypoxie erhöht über verschiedene molekulare Mechanismen, zum Beispiel die Aktivierung von Endonukleasen, die genetische Instabilität und erzeugt neue genetische Varianten.

Diese wiederum sind dem hypoxischen Selektionsdruck ausgesetzt, der Apoptose-unfähigen Turmorzellvarianten (als Mechanismus der Therapieresistenz) und Tumorzellen mit höheren Metastasierungspotentialen Wachstumsvorteile verschafft.

Klinische Konsequenz laut Höckel: Das Zervixkarzinom als weltweit zweithäufigstes Karzinom der Frau wird heute sehr viel radikaler operiert als früher. Noch stärker konzentriere man sich auf Früherkennung und Prävention, Der Einsatz von Erythropoietin und hyperbarem Sauerstoff zur Therapie werde überprüft.

Molekulare Grundlagen

Das Verständnis der molekularen Vorgänge, die dem Krebsgeschehen zugrunde liegen, sei auch Grundlage für neue therapeutische Strategien mit Aussicht auf klinischen Erfolg, sagte Privatdozent Dr. Holger Kalthoff, Kiel. Heute werde das Konzept der "Fehlregulation in der Wachstumskontrolle" durch die Auffassung von Krebs als "die Unfähigkeit von Zellen zu sterben" komplettiert.

Als eine frühe Veränderung im Genmaterial bei der Entstehung von Tumoren schilderte Kalthoff die Chromosom-5-Methylierung, die über Hyperproliferation von normalem Epithel über Adenom I- bis III-Bildung zum Carcinom und zu Metastasen führt. Zellbiologische Ansätze, so der Referent, hätten unter anderem ergeben, daß das Fusionsprodukt aus einer Tumor- und einer normalen Zelle benigne ist. Mit anderen Worten, Turmorzellen haben offenbar Eigenschaften verloren, die jedoch durch das Hinzufügen genetischen Materials wiederhergestellt werden können. Zusammen mit anderen Befunden seien es diese Überlegungen gewesen, die zur Entdeckung der Anti-Onkogene oder Tumorsuppressorgene geführt hätten.

Tumorsuppressorgene tragen zur Krebsentstehung bei, wenn sie zum Beispiel durch Mutationen inaktiviert werden. Bremsfunktionen der Zelle, die sie unter normalen Umständen an einer unangemessenen Vermehrung hindern, werden ausgeschaltet. Als Paradebeispiel eines Tumorsuppressorgens, das als "Wächter des Genoms und der genetischen Integrität" gilt, nannte Kalthoff das p53-Gen. Heute weiß man, daß eine Vielzahl genetischer Veränderungen zusammenkommen muß, um aus einer normalen eine transformierte Zelle zu machen. Bei der Induktion des Zelltodes von außen spielt die Auseinandersetzung des Immunsystems mit sich selbst eine essentielle Rolle, so der Referent.

PZ-Artikel von Christiane Berg, Hamburg
       

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