Medizin
Computerprogramme zu Aus- und
Fortbildung erobern mehr und mehr Schulen und
Hochschulen. Von einer multimedialen und interaktiven
Aufbereitung des Lehrstoffs erhofft man sich vor allem
Vorteile hinsichtlich der Lernmotivation und
-geschwindigkeit. Industrielle Anwendungen ersparen
bestimmte Teile der traditionell in Seminaren
durchgeführten Außendienstschulung. Seit mehreren
Jahren sind Wissenschaftler dabei, die Ergebnisse
multimedialer Wissensvermittlung statistisch zu
evaluieren. Ergebnisse solcher Studien sowie
Qualitätskriterien für Lernsoftware wurden kürzlich
auf dem internationalen Kongreß Learntec 97 in Karlsruhe
vorgestellt.
In Deutschland beschäftigt sich die
Arbeitsgruppe von Professor Dr. Florian Eitel, München,
seit längerem mit der Erstellung und Evaluierung
medizinischer Lernsoftware. Die Münchner konnten zeigen,
daß die Motivation zum Lernen gesteigert und die Zeit
zur Wissensvermittlung verkürzt wird. Wesentlich
schwerer nachzuprüfen ist jedoch, ob das
computerunterstützte Lernen auch zu besseren
Prüfungsabschlüssen führt. Erste Ergebnisse
randomisierter Studien liegen inzwischen aus den USA vor,
wo das computerbasierte Training (CBT) schon länger
eingesetzt wird.
Professor Harold Lyon, Dartmouth, USA, präsentierte
Ergebnisse einer über insgesamt sechs Jahre
durchgeführten Untersuchung im
"Cross-over-Design", in der zwei Gruppen von
Studenten einmal mit und einmal ohne Computer zwei
medizinische Themen erarbeiten mußten. Die
Klausurergebnisse verbesserten sich dabei nahezu linear
zur Häufigkeit der Computernutzung. Die Hälfte der
Probanden gab an, das multimediale Lernen zu bevorzugen,
nur wenige lehnten die Form der Wissensvermittlung ab. Im
Schnitt konnten die Studenten 43 Prozent an Lernzeit
gegenüber der Kontrollgruppe einsparen. Auch die
Lehrenden können massiv Zeit sparen.
Unter der Web-Adresse
(http://www.med.uni-muenchen.de/ibe/lyon/lyon.html)
stehen neben Lyons Karlsruher Präsentation auch einige
Versuche zum interaktiven Lernen online zur Verfügung.
Erste Demonstrationen beziehen sich auf multimedial
aufbereitete klinische Fälle, die vom Studenten online
bearbeitet werden sollen. Diese Form des CBT wird sich
aber voraussichtlich erst dann durchsetzen, wenn die
Datenübertragungsraten höher geworden sind und sich
auch Videosequenzen verzögerungsfrei abspielen
lassen.
PZ-Artikel von Axel Helmstädter, Karlsruhe
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