Medizin
In der Nahrung enthaltene Linolsäure ist ins Gerede gekommen. Die
essentielle omega-6-Fettsäure soll angeblich das Brustkrebsrisiko erhöhen.
Was ist dran? Professor Dr. Günther Wolfram, Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung (DGE), gab Entwarnung für die ungesättigte
Fettsäure. Studien zufolge gehe von den zur Zeit empfohlenen Mengen an
Linolsäure kein erhöhtes Gesundheitsrisiko aus.
Besonders eine vor kurzem veröffentlichte Studie (Zock, Katan, 1998), in der eine
Vielzahl verschiedener Untersuchungen zur Linolsäure und Krebs analysiert wurde,
zeige eindeutig: Die Behauptung, Linolsäure fördere das Brustkrebsrisiko, ist nicht
haltbar. Zum gleichen Schluß kam auch ein Expertengremium des American Institute
for Cancer Research Mitte des letzten Jahres, so Wolfram.
Nach den Empfehlungen der DGE sollten höchstens 30 Prozent der gesamten
Energiemenge über Fett aufgenommen werden; je ein Drittel sollen dabei die
gesättigten, die einfach ungesättigten und die mehrfach ungesättigten Fettsäuren
ausmachen. Das Verhältnis von omega-6-Fettsäuren (Linol- oder Arachidonsäure)
zu omega-3-Fettsäuren (alpha-Linolen, Eicosapentaen- oder Docosahexaensäure)
sollte optimalerweise bei fünf zu eins liegen. Dabei helfen ein- bis zweimal pro
Woche Seefisch und Pflanzenöle wie Raps- oder Sojaöl.
Wolfram ist der Meinung, eine ausreichende Zufuhr von Linolsäure sei schon allein
deshalb wichtig, weil dadurch quasi ein Gegengewicht zu den gesättigten Fettsäuren
geschaffen werde. Diese überwiegend in tierischen Lebensmitteln vorkommenden
Fette steigern nachweislich das Herz-Kreislauf-Risiko. Deshalb ist es für eine
gesundheitsfördernde Ernährung nach wie vor wichtig, angemessene Mengen von
Linolsäure und anderen mehrfach ungesättigten Fettsäuren aus Ölen und
Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft aufzunehmen.
Und was ist mit konjugierten Linolsäuren, die von vielen Bodybuildern in Form von
Kapseln für den Fettabbau und den Muskelaufbau genommen werden? Im
Tierexperiment oder in Zellkulturen waren konjugierte Linolsäuren zumindest
vielseitig effektiv: Sie bauten Fettgewebe ab und Muskeln auf, sie senkten den
Cholesterolspiegel und den Blutzucker und waren in der Lage, tumoröse Zellen im
Wachstum zu behindern.
Wie allerdings die konjugierten Linolsäuren hochdosiert auf den menschlichen
Organismus wirken, ist noch nicht geprüft. Die Einnahme sei deshalb nicht ruhigen
Gewissens zu empfehlen, sagte Wolfram.
Artikel von der PZ-Redaktion
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