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Edelgas intravenös verbessert die Anästhesie

09.08.1999  00:00 Uhr

- Medizin Govi-Verlag

Edelgas intravenös verbessert
die Anästhesie

von Ulrich Brunner, Eschborn

Das Edelgas Xenon könnte in zwei bis drei Jahren für eine Revolution in der Anästhesie sorgen. Professor Dr. Michael Georgieff von der Universität Ulm stellte jetzt ein neues kostengünstiges und vor allem besser verträgliches Narkoseverfahren vor. Sein Trick: Er injizierte eine Fettemulsion, in dessen lipophiler Phase das Gas gelöst ist.

Schon in den dreißiger Jahren entdeckten Wissenschaftler die analgetische und anästhetische Wirkung von Xenon. 1951 beschrieben Cullen und Gross den Einsatz der Edelgasnarkose. Der genaue Wirkungsmechanismus der Substanz ist allerdings bis heute noch nicht endgültig aufgeklärt.

Professor Dr. Wolfgang Kox, Direktor der Uniklinik für Anästhesiologie der Charité in Berlin, und seine Mitarbeiter konnten inzwischen in Zellkulturen zeigen, dass die lipophile Substanz sowohl den extrazellulären Einstrom von Calcium-Ionen in menschliche Endothelzellen, als auch deren intrazelluläre Freisetzung selektiv und reversibel hemmt. Im Gegensatz zu anderen Narkotika wie Isofluran oder Helium greife Xenon in bestimmte intrazelluläre Calcium-Regulationsvorgänge ein, so Kox.

Obwohl Xenon kaum den Kreislauf beeinträchtigt und aufgrund seiner schlechten Blutlöslichkeit schnell an- und abflutet, eroberte es die Operationssäle bis heute nicht. Der Grund: Bei einer zweistündige Inhaltationsnarkose werden rund 12 Liter Gas verbraucht, die zur Zeit 800 bis 1000 DM kosten. Zudem kann Xenon wegen seiner hohen Dichte die Lungenmechanik beeinträchtigen. Patienten mit obstruktiven Lungenerkrankungen und Kinder dürften mit einer solchen Respirationsnarkose also nicht behandelt werden.

Mit seiner Idee, gelöstes Xenon zu infundieren, gelang Georgieff nun endlich der Durchbruch. Anders als bei der Aufnahme des Edelgases über die Lunge, verteilt sich die Substanz nach intravenöser Gabe in einem wesentlich kleineren Kompartiment. Nach eigenen Angaben verbrauchte der Forscher für eine zweistündige Narkose nur noch 150 ml. Da sich Xenon schlecht im Blut löst, flutet die Konzentration im Hirn schnell an und wieder ab. Die Patienten wachen nach der Narkose schnell auf.

Auch wirke Xenon i.v. gut analgetisch, und es müssten kaum zusätzliche Schmerzmittel gegeben werden. Weiterhin werde das Edelgas nur über die Lunge eleminiert, und Mediziner könnten die Narkosetiefe durch Konzentrationsmessung der Atemabluft gut steuern, so der Wissenschaftler.

Die neue Xenon-Narkose schützt auch noch Mensch und Umwelt. Denn sowohl die flüchtigen Fluorchlorkohlenwasserstoffe als auch Lachgas belasten die Atmosphäre. Zudem wirken einige der herkömmlichen Substanzen teratogen.

Inzwischen hat Georgieff sein Verfahren nicht nur patentieren lassen, sondern auch mehrfach im Selbstversuch ausprobiert. Für seine bahnbrechende Entdeckung soll er Ende September den mit 100 000 DM dotierten Braunschweig-Preis erhalten.

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