Interferon-alfa bremst Progression zu Krebs |
06.07.1998 00:00 Uhr |
Medizin
Interferon-alfa verlangsamt die Progression einer Leberzirrhose zum
Karzinom. Dies ist das Ergebnis einer zweiphasigen retrospektiven
Kohortenstudie, in der Daten von 637 Patienten mit Leberzirrhose
ausgewertet wurden.
Als Einschlußkriterien für die Datenanalyse zogen die Wissenschaftler der
"International Interferon-alfa Hepatocellular Carcinoma Study Group" Parameter
heran wie: Vorliegen von chronischer Virus-Hepatitis und Leberzirrhose, Nachweis
von Hepatitis-B-(HBV)- und/oder Hepatitis-C-Virus(HCV)-Markern. Von den
ursprünglich einbezogenen 913 Krankenakten wurden letztlich 637 ausgewertet. 44
Prozent der Patienten waren mit Interferon(IFN)-alfa (IFN-alfa 2a, -2b oder
natürliches Leukozyten- oder Lymphoblasten-IFN-alfa) behandelt worden. Die
durchschnittliche wöchentliche Dosis lag bei 9 Millionen IU, die mittlere kumulative
Dosis über sechs Monate bei 276 Millionen IU.
Man habe herausfinden wollen, ob die IFN-alfa-Therapie bei den Patienten das
Fortschreiten der Erkrankung zum Leberzellkarzinom verhindern oder zumindest
verzögern kann, beschreiben die Forscher ihr Studienziel. Zielparameter war die Zeit
(in Monaten) von der histologischen Diagnose der Zirrhose bis zur Diagnose des
Karzinoms.
In der ersten Stufe der Untersuchung erfaßten die Wissenschaftler signifikante
Risikofaktoren für die Entwicklung von Leberkrebs (männliches Geschlecht,
zunehmendes Alter, Anzeichen für Bluthochdruck) und ordneten die Patienten
danach verschiedenen Gruppen zu. Bei der Auswertung zeigten Leberkranke ohne
IFN-alfa-Therapie ein doppelt so hohes relatives Risiko für die Entwicklung eines
Leberzellkarzinoms wie mit IFN-alfa behandelte Patienten.
Im zweiten Schritt der Studie erfolgte eine Subgruppenanalyse nach Vorliegen der
verschiedenen Virus-Marker. Dabei zeigte sich, daß den größten Nutzen aus der
IFN-alfa-Behandlung offenbar Patienten ziehen, die ausschließlich mit HCV infiziert
sind: Das relative Karzinomrisiko lag bei ihnen unbehandelt rund sechsmal höher, als
wenn sie eine IFN-alfa-Therapie erhalten hatten. Bei ausschließlich HBV-Infizierten
sowie bei Patienten mit HBV- plus HCV-Markern zeigten sich unter Interferon-alfa
keine signifikanten Vorteile.
Quelle: Lancet, Vol. 351, 23. Mai 1998, 1535-38.
Beitrag von der PZ-Redaktion
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