Medizin
Frauen profitieren sehr von
Cholesterolsenkung
Noch vor wenigen Jahren
diskutierten Wissenschaftler und Ärzte um die
Sinnhaftigkeit der Cholesterolsenkung. Inzwischen konnten
große Studien zu der Einsicht beitragen, daß die
Lipidsenkung sowohl in der Sekundär- als auch in der
Primärprophylaxe zur Reduktion der Mortalität
beiträgt. Jüngst zeigte die Subgruppenanalyse der
CARE-Studie einen Unterschied im klinischen Nutzen
zwischen Männern und Frauen.
Frauen mit koronarer Herzkrankheit können ihr
Risiko eines Reinfarktes oder Schlaganfalles durch eine
cholesterolsenkende Therapie drastisch reduzieren. Die
Subgruppenanalyse der CARE-Studie (Cholesterol and
Recurrent Events), die Ende November auf dem
Jahreskongreß der American Heart Association vorgestellt
wurde, zeigte für Frauen einen deutlich höheren Nutzen
einer Medikation mit 40 Milligramm Pravastatin pro Tag
als bei Männern. Das koronare Risiko sank bei Frauen in
der Studie insgesamt etwa doppelt so stark wie bei
Männern. Die Zahl der nicht-tödlichen Reinfarkte nahm
bei den Studienteilnehmerinnen sogar um 67 Prozent ab,
bei den Männern nur um 15 Prozent, wie Professor Frank
Sacks von der Havard Medical School in Boston/USA
erklärte.
Warum diese Unterschiede beim Ansprechen auf die Therapie
auftraten, blieb offen. Der Cholesterolspiegel in beiden
Gruppen war etwa gleich und wurde um die gleiche Rate
gesenkt. Die Frauen wiesen allerdings insgesamt mehr und
höhere Risikofaktoren auf. So hatten sie im Durchschnitt
höheren Blutdruck, rauchten mehr, litten häufiger unter
Diabetes und hatten öfter eine positive
Familienanamnese.
Die CARE-Studie ist die vorerst letzte einer Reihe von
Studien mit Lipidsenkern aus der Gruppe der Statine, die
seit Ende 1994 vorgestellt wurden. Mit der im November
1994 veröffentlichten Scandinavian Simvastatin Survival
Study, kurz 4S, gelang erstmals der schlüssige Nachweis,
daß die Cholesterolsenkung bei Patienten nach einem
Herzinfarkt oder einer länger bestehenden Angina
pectoris zur Reduktion schwerer koronarer Ereignisse wie
Herzinfarkt und Koronartod führt.
Während die 4S nur Patienten mit sehr hohem
Cholesterolspiegel einschloß - Voraussetzung zur
Teilnahme war neben der bestehenden koronaren
Herzkrankheit ein Cholesterolspiegel zwischen 212 und 309
Milligramm pro Deziliter - ergänzt die CARE-Studie das
Ergebnis für Patienten mit einem fast normalen Wert von
240 Milligramm pro Deziliter oder darunter. Die im
letzten Jahr in Amerika vorgestellte WOS-Studie (West of
Scotland) konnte darüber hinaus Belege dafür liefern,
daß auch Menschen mit erhöhtem Cholesterolspiegel, die
noch kein ausgeprägtes koronares Risiko haben, von einer
Cholesterolsenkung mit Pravastatin profitierten.
PZ-Artikel von Jutta Petersen-Lehmann, New Orleans
© 1996 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de