Medizin- und Pharmazie-Praktikanten gemeinsam am Patientenbett |
Professor Dr. Jan Kielstein, Chefarzt der Klinik für Nephrologie, Blutreinigung und Rheumatologie, im Gespräch mit Lea Zunk, Medizin-Studierende im PJ (links) und Pharmazeutin Joana Seyda (Mitte). / Foto: SKBS/Björn Petersen
Zurecht erwarten Patienten, dass Heilberufler eng zusammen arbeiten, um für die beste Behandlung zu sorgen und Fehler zu vermeiden. In Braunschweig üben das nun angehende Apotheker und Apothekerinnen sowie Ärzte und Ärztinnen gemeinsam während ihres praktischen Jahres. Die sogenannte »PJ-Akademie« ist eine Kooperation zwischen dem Städtischen Klinikum und der Technischen Universität Braunschweig sowie der Apothekerkammer Niedersachsen.
»Durch die neu geschaffene PJ-Akademie haben Pharmazeutinnen und Pharmazeuten sowie Medizinstudierende im praktischen Jahr (PJ) die Möglichkeit, direkt am Patientenbett zu lernen und somit theoretisches und praktisches Wissen miteinander zu verknüpfen«, erklären sie in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Der erste Durchgang läuft bereits. Insgesamt fünf Module pro Jahr seien geplant, die sich den Themen Diabetes, Schlaganfall, Herz- und Niereninsuffizienz sowie Krebserkrankungen widmen.
»In der PJ-Akademie stärken wir bereits frühzeitig eine bessere interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen angehenden Ärztinnen/Ärzten und Apothekern/Apothekerinnen sowie die fachliche Selbstverständlichkeit des Austausches«, so Dr. Thomas Bartkiewicz, Ärztlicher Direktor des SKBS. »Wichtiges Ziel ist es, dadurch Medikationsfehler und Komplikationen – die derzeit durch zu viele und falsch kombinierte Medikamente verursacht werden – zukünftig zu vermeiden.« Die gemeinsame und vor allem frühzeitige interdisziplinäre Ausbildung sei neu und einzigartig.
Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, ist vom Mehrwert der PJ-Akademie für die angehenden Apothekerinnen und Apotheker überzeugt: »Völlig frei von alten Mustern können unsere Fachkräfte an der PJ-Akademie einen Grundstein für eine interprofessionelle Arbeit auf Augenhöhe legen und sich gemeinsam für eine gute Gesundheitsversorgung der Menschen einsetzen.«
»Das Kernstück der PJ-Akademie ist der fachliche Austausch und die gemeinsame Lernerfahrung, die das gegenseitige Verständnis schärft und letztlich so dazu beiträgt, die Versorgung Erkrankter zu verbessern. Wir freuen uns über alle, die dieses zusätzliche Angebot mit Neugierde und Enthusiasmus wahrnehmen«, ergänzt Professor Dr. Ingo Rustenbeck vom Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Klinische Pharmazie an TU Braunschweig.
Vergangene Woche absolvierte der erste Jahrgang das zweite Modul. Laut Pressemitteilung diskutierten die Teilnehmenden mit viel Engagement und Interesse beispielsweise über fiktive Medikationspläne und deren Risiken. Der Fokus lag dabei auf der Behandlung von Dialysepatienten.
»Der Mehrwert der PJ-Akademie ist eine wirklich enge Verknüpfung zweier Berufsgruppen. Wir sind jung und gehören zur nächsten Generation in der Patientinnen- und Patientenversorgung. In der PJ-Akademie können wir uns sehr frühzeitig vernetzen und bekommen wertvolle Informationen für unseren Berufsalltag«, meint Lea Zunk, Medizin-Studierende im PJ.
Auch Pharmazeutin Joana Seyda freut sich über das neue Lehrformat: »In der PJ-Akademie bekommen wir eine ganz andere Sicht auf die Patientinnen und Patienten, die wir sonst nicht haben.« Die frühzeitige interprofessionelle Zusammenarbeit sei zukunftsweisend: »Ich finde es extrem gut, dass wir uns gegenseitig erklären können, wie unser Beruf aussieht – es ist eine große Chance für einen Austausch auf Augenhöhe.«
Eine bessere interdisziplinäre Zusammenarbeit soll unter anderem das Risiko für Medikationsfehler und Nebenwirkungen minimieren. Schätzungen zufolge erleiden 7 von 100 ambulant behandelten Patienten vermeidbare Nebenwirkungen. Etwa 5 Prozent aller Krankenhauseinweisungen erfolgen aufgrund von Nebenwirkungen, etwa ein Viertel davon wären vermeidbar.