Pharmazeutische Zeitung online
Pharmazeutische Dienstleistungen

Medikationschecks bei Heimbewohnern optimieren

Apotheken dürfen eine erweiterte Medikationsberatung Polymedikation auch für Heimbewohner anbieten. Wie lässt sich hier der Workflow optimieren?
Daniela Hüttemann
05.05.2025  16:20 Uhr

Die Bewohner von Pflegeheimen sind häufig multimorbide und erhalten dementsprechend viele Medikamente, mitunter von verschiedenen (Fach)Arztpraxen. In der heimversorgenden Apotheke laufen alle verordneten Arzneimittel bei der Bestellung zusammen.

»Wir prüfen ohnehin bei allen Patienten, ob Interaktionen oder Doppelverordnungen vorliegen und die Einnahmezeitpunkte und Dosierungen stimmen – das ist unsere Kernkompetenz und für uns noch keine pDL, sondern Alltagsgeschäft«, erklären Kathleen Hellmig und Britt Kaulen vom Pharmaservice der Privilegierten Adler-Apotheke Hamburg-Wandsbek.

Die Apotheke gehört zu den größeren Versorgern in der Hansestadt und hat ihre Software erweitert, um Kandidaten für die pDL erweiterte Medikationsberatung Polymedikation zu kennzeichnen und den Bearbeitungszustand im Blick zu behalten. Die Berechtigung prüft ein Apotheker oder eine Apothekerin, bevor gebündelt für mehrere Bewohner auf einmal die umfassende pharmazeutische Prüfung durchgeführt wird.

Mit Neuaufnahmen anfangen

Wie wird aus dem Alltagsgeschäft nun eine pharmazeutische Dienstleistung? »Eine pDL rechnen wir dann ab, wenn wir neben dem normalen Interaktionscheck aus der Kasse einen erweiterten über das AMTS-Programm MediCheck durchgeführt haben«, erklärt Hellmig. Die Ergebnisse werden dann nicht nur dokumentiert und bei Bedarf dem Arzt übermittelt, sondern auch den Pflegekräften online zu Verfügung gestellt.

»Wir konzentrieren uns mit der pDL vor allem auf die Neueinzüge und Patienten nach Krankenhausaufenthalt, Sondenpatienten und natürlich, wenn uns etwas bei der Anforderung auffällt«, so die Apothekerin. Ziel sei es perspektivisch, bei allen Anspruchsberechtigten regelmäßig, also einmal im Jahr, den umfassenden Check anzubieten. Es gebe bereits Heime, die für all ihre Bewohner die pDL bei der Apotheke in Auftrag gegeben hätten.

Da die Privilegierte Adler-Apotheke für die Heimbewohner patientenindividuell verblistert, wird schon immer der gesamte Medikationsplan gepflegt und pharmazeutisch geprüft. Es fehlte noch ein Tool, mit dem die durchgeführten Medikationsanalysen und Interventionen systematisch dokumentiert und abgerechnet werden konnten.

Auf die Aktualität und Vollständigkeit des Medikationsplans könne sich die Apotheke in der Regel verlassen. »Darauf achtet der Medizinische Dienst der Krankenkassen streng und es ist auch eine Vorbedingung, damit wir Patienten neu aufnehmen und deren Medikation verblistern«, so Kaulen. Zudem prüfe der zuständige Arzt bei der Visite von neu aufgenommenen Bewohnern die Medikation.

Stationsbegehung als Chance für pDL

Mit den Patienten selbst sprechen die Apothekerinnen in der Regel nicht, sondern mit der zuständigen Pflegefachkraft. »Bei der halbjährlichen Stationsbegehung besuchen wir gegebenenfalls auch die Heimbewohner oder fahren bei akuten Fragen vorbei«, so Kaulen. Dabei bietet die Apotheke bei Bedarf auch eine Inhalator-Schulung oder Blutdruckmessung als pDL in den Einrichtungen an.

Bekannt gemacht hat das Apothekenteam die pDL bei den Pflegefachkräften unter anderem mit Fachvorträgen oder auch Aktionstagen im Heim. Daran war häufig Apotheker Lars Oetken beteiligt: »Viele Bewohner freuen sich, wenn sie selbst mit uns sprechen können und sich in Ruhe erklären lassen können, wofür sie die ganzen Tabletten eigentlich nehmen. Das ist für beide Seiten schön.«

Schnittstelle zwischen Software war der Gamechanger

Bei der Medikationsanalyse mit dem MediCheck beziehen die Apotheker beim Pharmaservice alle vorliegenden Daten ein, auch soweit vorhanden zur Selbstmedikation, zu Diagnosen und Laborwerten. Es wurde eine Schnittstelle zum eigenen Heimbelieferungsprogramm PillPack Manager geschaffen, damit die Medikation nicht doppelt eingegeben werden muss, sondern automatisch in die AMTS-Prüfung einfließen kann. Dafür wird aus der Medikationsliste im PillPack Manager ein QR-Code generiert, der im MediCheck wie ein Code für den bundeseinheitlichen Medikationsplan (BMP) eingelesen werden kann.

»Die schnelle Übertragung mittels QR-Code war der Gamechanger. Wir sind ein großes Team und es kümmern sich durch den mehrschrittigen Prozess mehrere Personen um einen Patienten«, berichtet Hellmig. »Dank unserer Software kann jeder da weitermachen, wo der andere aufgehört hat. Alles ist dokumentiert und wir können uns aufeinander verlassen.«

AMTS-Check detektiert deutlich mehr ABP

Häufig gehe es um Fragen wie ob der Juckreiz oder ein untypisches Verhalten eine Nebenwirkung der Medikation sein könnte oder welche Alternativen es bei Schluckbeschwerden oder einer Magensonde gebe. »Mit dem AMTS-Check detektieren wir deutlich mehr arzneimittelbezogene Probleme (ABP) als beim klassischen Interaktionscheck«, berichten die Apothekerinnen, zum Beispiel Über- und ungewöhnliche Dosierungen, ungünstige Einnahmezeitpunkte wie ein Diuretikum am Abend, mögliche vorliegende Kontraindikationen, das Risiko für eine QT-Zeit-Verlängerung oder ein Serotonin-Syndrom sowie die Eignung im Alter (Stichwort Priscus und FORTA).

Sie achten zudem auf Verschreibungskaskaden. »Stellen wir eine hohe anticholinerge Last fest oder ein erhöhtes Risiko für ein Serotonin-Syndrom, schicken wir ein Merkblatt an die Pflege, auf welche möglichen Anzeichen sie achten sollte«, berichtet Apotheker Oetken. Manchmal fehlen auch möglicherweise Arzneimittel. Klassiker sind hier die Protonen-Pumpen-Inhibitoren. In Zukunft möchten die Apotheker gerne die Nierenverträglichkeit kontrollieren, wenn GFR-Werte vorliegen.

Schlanke Kommunikation mit der Arztpraxis

Bei arzneimittelbezogenen Problemen oder Änderungsvorschlägen für die rezeptpflichtigen Medikamente nimmt die Apotheke Kontakt mit der verordnenden Arztpraxis auf. Dafür unterschreibt der Heimbewohner vorsorglich eine Schweigepflichtentbindung bei Aufnahme ins Heim.

»Auch die Arztkommunikation versuchen wir so schlank wie möglich zu halten«, erklärt Hellmig. Die Praxis erhält eine DinA4-Seite mit einer Kurzbeschreibung des Problems und möglichen Lösungsvorschlägen zum Ankreuzen. Für die häufigsten ABP hat die Apotheke Vorlagen vorbereitet. »Seitdem die Ärzte nur ein Kreuz setzen und unterschreiben müssen, erhalten wir deutlich mehr zeitnahe Rückmeldungen.«

Ist alles geklärt, verblistert der Pharmaservice die Medikamente patientenindividuell. Die Dokumentation der pDL erfolgt fast komplett elektronisch. Pflege und Arztpraxis erhalten die entsprechenden Informationen derzeit als PDF. Lediglich die Quittierung erfolgt noch handschriftlich im Heim bei der Stationsbegehung durch die Pflegefachkraft, bevor die pDL elektronisch abgerechnet werden. Die Bündelung schätze auch die Pflege, die unter ständigem Zeitdruck steht.

»Es gibt fast immer noch etwas zu optimieren«, sagt Kaulen sowohl in Bezug auf die Medikation der Heimbewohner als auch die Prozesse intern und interprofessionell. Doch gerade das mache die Aufgabe so spannend.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa