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Niereninsuffizienz
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Medikamentendosis anpassen

Warum muss man in der Pharmakotherapie besonders aufpassen, wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten? Eine Antwort auf diese Frage und Informationen zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) bei Niereninsuffizienz lieferte Professor Dr. Martin J. Hug von der Apotheke des Universitätsklinikums Freiburg beim Pharmacon-Kongress in Meran.
AutorKontaktSven Siebenand
Datum 31.05.2019  10:00 Uhr

Die Nieren übernehmen im Körper viele wichtige Aufgaben. Dazu zählen neben der Wasserausscheidung und Elektrolyt-Homöostase unter anderem eine regulierende Funktion im Säure-Base-Haushalt und beim Blutdruck sowie die Elimination von Giftstoffen. Hug wies darauf hin, dass die Leistung der Nieren mit zunehmenden Alter abnimmt.  »Ab dem 40. Lebensjahr nimmt die renale Durchblutung um etwa 1 Prozent pro Jahr ab.«

Die Ursachen von Nierenerkrankungen können prärenal, intrarenal und postrenal vorliegen. »Prärenale Ursachen sind für circa 60 Prozent aller Fälle von Nierenversagen verantwortlich«, informierte der Apotheker. In diese Verursacher-Gruppe zählen zum Beispiel die Hypovolämie aufgrund unzureichender Flüssigkeitszufuhr und die zu geringe Perfusion aufgrund von Herzinsuffizienz.

Intrarenale Ursachen sind die zweithäufigste Ursache für ein Nierenversagen. Sie können laut Hug makro- oder mikrovaskulärer Natur sein oder zum Beispiel durch glomeruläre oder tubuläre Probleme hervorgerufen werden. Last but not least zählen zu den postrenalen Nierenfunktionsstörungen angeborene sowie erworbene Fehlbildungen. »Letztere können zum Beispiel durch Nierensteine, Harnsteine, Blutungen oder Tumoren verursacht werden«, so der Referent.

In der Praxis erfolgt die Abschätzung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) und damit der Nierenleistung meistens mithilfe des endogenen Markers Kreatinin. Bekannt seien zum Beispiel die Cockcroft-Gault- und die sogenannte MDRD-Formel. »Daneben gibt es aber noch viele weitere Formeln zur Abschätzung der Nierenfunktion«, informierte der Apotheker. Manche seien zum Beispiel eher für Kinder, andere eher für erwachsene Patienten geeignet.

Nachfolger für Serum-Kreatinin-Wert

Hug betonte, dass der Serum-Kreatinin-Wert einfach zu bestimmen, aber fehleranfällig ist. »Die Einnahme mancher Arzneistoffe verfälscht den Kreatinin-Wert«, informierte er. So führen beispielsweise Cephalosporine, Amilorid und Spironolacton zu einem falsch hohen Kreatinin-Wert und einer deutlich zu schlecht eingeschätzten Nierenleistung. Faktoren wie vegetarische Ernährung oder niedrige Muskelmasse bewirken das Gegenteil. Die glomeruläre Filtrationsrate wird höher geschätzt, als sie tatsächlich ist.

Hug stellte mit Cystatin C einen weiteren endogenen Marker vor, der noch nicht so bekannt ist wie Kreatinin. »Die Bestimmung von Cystatin C ist bisher kein Standard und teurer als die Kreatinin-Bestimmung.« Allerdings sei dieser Marker weniger anfällig für Fehler und genauer. Hug kann sich vorstellen, dass der Wert die Serum-Kreatinin-Bestimmung auf Dauer ablösen wird.

Potenziell nierentoxisch

Aufgrund der hohen Prävalenz und zunehmenden Inzidenz von Nierenerkrankungen kommt der AMTS bei den betroffenen Patienten eine wichtige Bedeutung zu. Da viele Arzneistoffe über die Nieren eliminiert werden, ist bei eingeschränkter Organfunktion mit einer Akkumulation zu rechnen, so Hug. Besitzen solche Substanzen auch noch nierenschädigendes Potenzial, kann sich die Funktionseinschränkung weiter verschlimmern. Zu den potenziell nierentoxischen Wirkstoffen zählen unter anderem NSAR, Aminoglykosid-Antibiotika, Furosemid sowie ACE-Hemmer und Sartane.

Zur Anpassung der Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion kann mithilfe der sogenannten Dettli-Formel die individuelle Eliminationskapazität des jeweiligen Wirkstoffes berechnet werden. Dazu wird neben der GFR die extrarenale Dosisfraktion (Q0) als Kennzahl für den nicht über die Nieren ausgeschiedenen Arzneistoffanteil benötigt. »Dieser Wert ist bei vielen Arzneistoffen bekannt und kann in Tabellen nachgeschlagen werden«, sagte Hug. Eine Dosisanpassung hält er zum Beispiel bei Arzneistoffen mit enger therapeutischer Breite, etwa bei Antiarrhythmika und Antiepileptika, für äußerst sinnvoll.

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