Medikamente zu schnell verordnet |
Isabel Weinert |
06.06.2019 14:00 Uhr |
Ist der TSH-Wert bei Kindern und Jugendlichen zu hoch, sollte das Untersuchungsergebnis nach drei oder sechs Monaten geprüft werden. Eine Ultraschallkontrolle ist nicht immer nötig. / Foto: Adobe Stock/zinkevych
Zwar dient die Bestimmung der Konzentration an Thyreoidea-stimulierendem Hormon (TSH) als wichtigster Blutwert, um eine Unterfunktion der Schilddrüse festzustellen, doch ein zu hoher Wert zeigt sich bei Kindern und Jugendlichen oft nur vorübergehend, so Professor Matthias M. Weber, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, in einer Pressemitteilung. Deshalb rät er, nach einem einmalig erhöhten Wert nicht sofort mit einer Therapie zu beginnen, sondern vielmehr einen leicht erhöhten Wert nach drei Monaten, einen deutlich erhöhten nach sechs Wochen erneut zu überprüfen. Große Studien ergaben nämlich, dass der TSH-Wert in der Zwischenzeit meist spontan wieder im Referenzbereich liegt. Zeigten sich keine Veränderungen gegenüber dem ersten Ergebnis, empfiehlt der Experte eine weitere Kontrolle. Auf diese Weise lässt sich vermeiden, dass an sich gesunde Kinder und Jugendliche unnötig mit dem Schilddrüsenhormon Levothyroxin (LT4) behandelt werden.
Diese Gefahr besteht, weil Kinder und Jugendliche immer häufiger auf auffällige Schilddrüsenwerte hin untersucht werden – an sich eine positive Entwicklung. Denn fällt ein Kind durch Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Gewichtszunahme auf, ist ein Mangel an Schilddrüsenhormon zumindest eine mögliche Ursache für die Symptome. Steckt tatsächlich die Schilddrüse hinter den Beschwerden, gefährdet das die Betroffenen ernsthaft: Kinder entwickeln sich schlimmstenfalls geistig und sprachlich verzögert und wachsen nicht altersgemäß. Erkranken Jugendliche, äußert sich das häufig in Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen.
Doch auch eine unnötige Therapie bleibe nicht ohne Folgen, so Weber: Nicht nur müssten die Betroffenen täglich eine Tablette einnehmen, sondern es werde auch ihr Gesundheitsbewusstsein gestört, und es bestehe das Risiko, durch die Hormongaben eine Überfunktion der Schilddrüse zu entwickeln.