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Komplexe Symptome

Medikamente einsparen mit Cannabis-Präparaten

Wenn die Medizin an ihre Grenzen kommt, setzen viele Patienten ihre Hoffnung auf Cannabis. Da jahrzehntelang keine klinische Forschung stattfinden durfte, ist die Evidenz noch spärlich. Der Einsatz scheint in einigen Indikationen jedoch plausibel, gerade bei Symptom-Komplexen, und könnte helfen, andere Medikamente einzusparen.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 10.02.2025  18:00 Uhr

Medizinalcannabis fristet bei vielen Heilberuflern und Patienten noch ein Dasein in der Schmuddelecke. »Wenn wir Opioide verordnen, denkt doch auch keiner mehr an die Opiumpfeife in der Opiumhöhle«, sagte dazu Professor Dr. Thomas Herdegen, Pharmakologe und Toxikologe vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Er plädierte bei einer Cannabis-Fortbildung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein vergangenen Freitag in Neumünster für einen mutigeren Einsatz von Medizinalcannabis bei komplex-schwierigen Indikationen, auch wenn die Evidenz aus randomisierten klinischen Studien noch hinterher hinke. »Da haben wir einen hohen Medical Need, wenn die Schulmedizin an ihre Grenzen kommt.«

Pharmakologische Grundlage ist das Endocannabinoid-System, das weitreichenderen Einfluss habe als das Opioid-System. »Es beeinflusst fast jedes Neuron und jede Synapse in unserem Nervensystem«, so Herdegen. Wie bei allen Körpersystemen gelte, sowohl ein Überfluss als auch ein Mangel können schädliche Symptome hervorrufen. Mit Cannabinoiden zu therapieren, entspreche genauso einer Substitutionstherapie wie bei anderen Neurotransmittern.

Zwar ist Cannabis weder nebenwirkungsfrei noch harmlos, trotz pflanzlichen Ursprungs. Andersherum wurde jedoch auch schon so manches synthetisches Arzneimittel anfangs als suchtfrei angepriesen, was sich als voreiliger Schluss entpuppte, erinnerte Herdegen. Man denke nur an die Opioid-Krise in den USA oder an eine kürzliche »Drug Safety Mail« zum Missbrauchpotenzial von Pregabalin und Gabapentin

Cannabis behandelt mehr als ein Symptom

Derzeit größter Einsatzbereich für Medizinalcannabis sind chronische Schmerzen, doch die Wirkung gehe weit über eine reine Analgesie hinaus. »Der Schmerz wird durch Cannabinoide zwar nicht unbedingt weniger, doch er stört die Patienten nicht mehr so – sie fühlen sich wieder alltagsfähig, haben mehr Lebensqualität, weniger Angst und einen besseren Schlaf«, fasste Herdegen die Ergebnisse verschiedener Studien zusammen.

Er empfahl, die Symptomcluster der Patienten mehr zu beachten wie Schlafstörungen, Ängste und Muskelverspannungen, gerade auch in einer Palliativsituation. Zudem werde derzeit ein Nutzen bei weiteren Anwendungsgebieten mit komplexer Symptomatik wie Parkinson und Demenz erprobt. Keine Indikation bestehe hingegen bei akuten Schmerzen, psychiatrischen Erkrankungen und Abhängigkeiten sowie Patienten unter 25 Jahren.

Mit Cannabinoiden ließen sich zudem andere Medikamente einsparen. Herdegen verwies dazu auf eine eigene Publikation in »Der Schmerz« aus dem Jahr 2022. Eine retrospektive Datenauswertung zeigte, dass Cannabis den Opioid-Verbrauch bei älteren Schmerzpatienten deutlich senken kann, im Schnitt um 50 Prozent. »Einige brauchten gar keine Opioide mehr, andere sprachen jedoch nicht darauf an«, schränkte Herdegen ein.

Eine prospektive Studie aus Israel mit rund 10.000 Patienten, davon rund die Hälfte mit Krebs, zeigte ebenfalls eine Reduktion oder gar ein Absetzen von Opioiden und anderer Analgetika, aber auch weiterer Medikamente. Vor allem Antiemetika und Laxanzien konnten um knapp 70 beziehungsweise rund 37 Prozent reduziert oder abgesetzt werden. Jeweils rund ein Drittel brauchte keine oder weniger Hypnotika und Sedativa, Corticosteroide, Antidepressiva und Antiepileptika (»Frontiers in Medicine«, 2022). Die Reduktion von Opioiden sei mittlerweile eine eigenständige Indikation für Cannabinoide.

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