Mäßiges Interesse und technische Probleme |
Lukas Brockfeld |
01.10.2025 12:30 Uhr |
Bisher wird in Apotheken nur selten nach der ePA gefragt. / © Getty Images/zamrznutitonovi
Nach einer langen Test- und Anlaufphase ist die Nutzung der ePA jetzt Pflicht. Für die Apotheken ändert sich allerdings erstmal nicht viel. In der Akte ist zunächst nur die elektronische Medikationsliste (eML) enthalten, die automatisch mit den Daten des E-Rezepts befüllt wird. Erst im kommenden Jahr ist die Einführung des elektronischen Medikationsplans (eMP) vorgesehen. In diesen können auch rezeptfreie Medikamente oder Rezepte in Papierform digital ergänzt werden.
Bei den Patientinnen und Patienten ist das Interesse an den neuen Akten bisher eher verhalten. Im Sommer 2025 führte das Marktforschungsunternehmen IQVIA im Auftrag der ABDA eine repräsentative Umfrage unter 500 Inhaberinnen und Inhabern von Apotheken durch. Dabei zeigte sich, dass nur 13 Prozent der Apothekenteams von ihrer Kundschaft zur ePA befragt wurden, während 87 Prozent bislang keine Anfragen dazu bekommen haben.
Einen echten Mehrwert der elektronischen Patientenakte für Apotheke und Patienten sehen die Befragten vor allem dann, wenn der elektronische Medikationsplan die Zusammenarbeit zwischen Apotheke und Arztpraxis verbessert (55,4 Prozent) und in der Apotheke bearbeitet werden kann (51,4 Prozent). Für 38,6 Prozent der befragten Inhaberinnen und Inhaber von Apotheken hat die ePA dann einen Mehrwert, sobald sie die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) steigern hilft.
Die ePA gibt den Versicherten umfangreiche Möglichkeiten zur Nutzung und zum Schutz ihrer Gesundheitsdaten. Doch bisher werden diese Optionen kaum genutzt. Eine aktuelle Civey-Umfrage von Pharma Deutschland zeigt, dass Ende September 2025 rund 78,2 Prozent der Befragten die ePA kannten. Es gaben jedoch nur rund 15 Prozent der Personen an, ihre Akte auch zu nutzen.
»Obwohl die technischen Probleme bei der Nutzung der ePA in den letzten Monaten reduziert werden konnten, zeigt unsere Umfrage unverändert nur sehr geringe Nutzungszahlen. Das ist keine zufriedenstellende Situation, denn den beabsichtigten Effekt erzielen wir ja erst durch eine flächendeckende Nutzung«, klagt Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland.
Obwohl die Nutzung der ePA jetzt verpflichtend ist, haben Teile der Ärzteschaft offenbar immer noch mit fehlender oder unzureichend funktionierender Technik zu kämpfen. In der vergangenen Woche erklärte Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), dass aktuell nur etwa 80 Prozent der Praxen mit den benötigten Softwaremodulen ausgerüstet seien.
Für den Bundesvorsitzenden des Virchowbundes, Dirk Heinrich, ist das nicht hinnehmbar. »Während Praxisärzte immer unter dem Damoklesschwert von Strafzahlungen stehen, können Technikanbieter sanktionslos versagen oder einfach nicht fristgerecht liefern«, so der Mediziner. »Deshalb müssen diese Sanktionen sofort beendet werden! Denn in vielen Praxen kann die ePA einfach aus dem Grund nicht umgesetzt werden, weil die Hersteller von Praxisverwaltungssoftware noch gar nicht geliefert haben.«
Der Virchowbund bemängelt außerdem, dass die Krankenhäuser noch nicht an das System angebunden seien, sodass weiterhin ein digitaler Bruch an der Sektorengrenze bleibe. »Auch die ePA selbst bleibt technisch weit hinter den aktuellen Möglichkeiten zurück. Statt einer unstrukturierten Sammlung von PDF-Dokumenten sind strukturierte Daten erforderlich, die dem Arzt die Patientengeschichte auf einen Blick ermöglichen. Weitere Anwendungen wie der elektronische Impfpass lassen weiter auf sich warten«, erklärt Dirk Heinrich.