Lösungsansätze für »herausforderndes Verhalten« |
Kerstin A. Gräfe |
20.06.2023 15:30 Uhr |
Apathisches Verhalten wird möglicherweise von den pflegenden Angehörigen als nicht problematisch empfunden. Es kann aber für den Demenzkranken selbst erhebliche Konsequenzen haben. / Foto: Getty Images/Westend61
Der Vortrag von Dr. Peter Wagner vom Agaplesion Markus Krankenhaus in Frankfurt am Main vergangenen Sonntag bei der Zentralen Fortbildung der Landesapothekerkammer Hessen startete mit einigen essenziellen Begriffserklärungen. Der Begriff »herausforderndes Verhalten« leite sich von der englischen Bezeichnung »challenging behavior« ab, informierte der Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Die Betroffenen selbst würden von unerfüllten Bedürfnissen (unmet needs) sprechen. In der Forschung und Diagnostik hätten sich die Begriffe »Neuropsychiatrische Symptome« oder »Behavioural and Psychological Symptoms of Dementia (BPSD)« durchgesetzt.
Die Verhaltensveränderungen werden üblicherweise in fünf Gruppen eingeteilt:
Prinzipiell stellen sich Wagner zufolge bei bereits vorhandenen Verhaltensänderungen zwei wichtige Fragen: Was sind potenzielle Auslöser und Erklärungsansätze? Wie problematisch ist das Verhalten? Es gelte dann, die negativen Folgen des »herausfordernden Verhaltens« abzuwenden. Als Mittel der Wahl gelten psychosoziale Ansätze, deren Wirksamkeit im Einzelfall geprüft werden müsse.
Dazu zählen spezielle Kommunikationsansätze, Beschäftigungsangebote, Musik-, Aroma-, Kunsttherapie, körperliche Berührung und körperliche Bewegungsangebote, soziale Interaktions- und sonstige sensorische Angebote. Zudem seien Angehörigen- und Pflegenden-Schulungen sowie kognitive Stimulation wichtige Elemente.
Erst wenn diese Ansätze nicht helfen, der Leidensdruck aber groß oder die Gesundheit beeinträchtigt ist, sollten pharmakologische Interventionen in Betracht gezogen werden. Diese hätten allerdings erhebliche Einschränkungen hinsichtlich Verträglichkeit und Outcome im Langzeitverlauf. »Das herausfordernde Verhalten bei Demenz bleibt eine Herausforderung für das Hilfesystem, familiär wie institutionell«, resümierte Wagner.