Lieder als Türöffner zur Erinnerung |
Jennifer Evans |
11.04.2025 09:00 Uhr |
Wenn Menschen mit Demenz Hits von früher hören, kann sich ihr Wohlbefinden kurzzeitig verbessern. / © Adobe Stock/toa555
Nostalgie ist eine Emotion, die sich durch Musik hervorrufen lässt. Dieser Effekt kann Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen vorübergehend helfen, autobiografische Erinnerungen besser abzurufen. Wer ein Lied aus der Jugend hört, schwelgt nicht nur in Erinnerungen, sondern aktiviert dabei auch bestimmte Regionen seines Gehirns. Das Hören von alten Songs, die Menschen mit bedeutsamen Ereignissen aus ihrer Vergangenheit verbinden, aktiviert Gedächtnis- und Belohnungszentrum. Dieser Effekt lässt sich laut dem Brain and Creativity Institute (BCI) der Universität von Southern California für die Alzheimer-Therapie nutzen.
Eine Studie aus dem Journal »Human Brain Mapping« zeigt, warum Musik ein wirksames Instrument sein kann, Menschen mit Alzheimer und anderen Gedächtnisstörungen zu helfen, in Kontakt mit ihrer Vergangenheit kommen. Auf den Kernspintomografie-Aufnahmen entdeckten die Forschenden eine neuronale Signatur und eine entsprechende Gehirnaktivität, während die Studienteilnehmenden den selbst gewählten Musikstücken lauschten. Dies kann eine Erklärung dafür sein, warum die Töne lebendige, autobiografische Erinnerungen hervorrufen.
»Musik ist eng mit unserem Identitätsgefühl und unserer persönlichen Geschichte verknüpft«, so Assal Habibi, einer der Mitautoren und außerordentlicher Professor für Psychologie und Neurologie am BCI. »Wir haben festgestellt, dass nostalgische Lieder nicht nur Erinnerungen wecken, sondern das Gehirn auf eine Weise aktivieren, welche das emotionale Wohlbefinden und die kognitiven Funktionen fördern könnte, insbesondere bei Menschen mit Beeinträchtigungen des Gedächtnisses.«
Demnach löst Musik eine Nostalgie aus, die neuronale Aktivierungs- und funktionelle Konnektivitätsmuster unterstützten. Den Forschenden zufolge unterscheidet sich die Aktivierung der Nostalgieregionen deutlich von einer musikalischen Vertrautheit, die etwa durch akustische Merkmale oder den Musikstil entstehen. Stattdessen wirken sich die Töne auf Hirnregionen aus, die an der selbstreferenziellen Verarbeitung, dem autobiografischen Gedächtnis, der Belohnung und der Emotionsregulation beteiligt sind.
Im Vergleich zu jüngeren Menschen greifen ältere außerdem offenbar stärker auf die nostalgiebezogenen Regionen zurück. Dies könne künftige Untersuchungen bereichern, die sich mit dem Thema Musik und Alzheimer oder anderen Demenzerkrankungen befassten, heißt es.