Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Psoriasis

Leitlinie aktualisiert – Symptomfreiheit als Ziel

Psoriasis (Schuppenflechte) ist eine chronisch-entzündliche Haut- und Gelenkerkrankung aus dem Spektrum der Autoimmunerkrankungen. Die neu erschienene S3-Leitlinie nimmt insbesondere die kutane Psoriasis ins Visier und wartet mit einigen interessanten Änderungen auf.
AutorKontaktJohanna Hauser
Datum 20.10.2025  15:30 Uhr

Nach der Neurodermitis stellt die Psoriasis die häufigste Hauterkrankung dar. In Deutschland liegt die Prävalenz geschätzt bei 2 bis 3 Prozent. Die Betroffenen erkranken meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, aber auch spätere Manifestationen sind möglich. Diese verlaufen eher stabil, während die frühe Form eher schwerere Verläufe zeigt. Da es oft familiär gehäuft zu Erkrankungen kommt, wird ein genetischer Mechanismus vermutet. Das legen auch Ergebnisse aus Zwillingsstudien nahe.

Der Verlauf ist oft schubweise. Auslöser – sowohl für einen Schub als auch den Ausbruch der Krankheit an sich – können diverse Faktoren sein. Dazu zählen Stress, hormonelle Veränderungen, Infektionen (beispielsweise mit Staphylokokken und Streptokokken) und Immunschwäche, aber auch Rauchen, Alkoholabusus und Hautschäden wie Sonnenbrand. Ebenso können manche Arzneimittel einen Schub triggern, beispielsweise Betablocker, ACE-Hemmer oder Immuncheckpoint-Inhibitoren wie Ipilimumab.

Durch Entzündungsreaktionen im Fettgewebe mit nachfolgender Ausschüttung von Interleukin-6 (IL-6) und Tumornekrosefaktor (TNF) gilt Adipositas als Risikofaktor, um an einer Psoriasis zu erkranken.

Zellreifung im Zeitraffer

Einfach ausgedrückt kommt es bei der Psoriasis zu einer deutlich beschleunigten Reifung von Keratinozyten: Statt in circa 28 Tagen reifen die Zellen in ungefähr drei bis fünf Tagen aus und wandern von der Basalschicht der Haut in die Hornschicht. Durch die schnellere Neubildung der Epidermis kommt es zu Hautverdickungen, die als rötliche oder auch weiße bis silberfarbene schuppende Stellen erscheinen. Juckreiz ist ein häufiges Symptom. Die Hautveränderungen zeigen sich meist am behaarten Kopf, an den Ellenbogen und Knien sowie an Händen und Füßen. Die häufigste Form ist die Psoriasis vulgaris (Plaque-Psoriasis).

Eine Psoriasis manifestiert sich nicht unbedingt (nur) auf der Haut. Je nach Ausprägung werden verschiedene Formen unterschieden, beispielsweise die Psoriasis capitis am Kopf, die Nagelpsoriasis oder die Psoriasis erythrodermica, bei der mehr als 75 Prozent der Körperoberfläche betroffen sind.

Häufig mit einer Psoriasis assoziiert sind das metabolische Syndrom, eine nicht alkoholische Fettlebererkrankung, Morbus Crohn oder eine Entzündung der mittleren Augenhaut (Uveitis). Depressionen können als psychische Folge aufgrund der äußeren Erscheinung, der damit verbundenen Stigmatisierung oder im Rahmen einer neuroinflammatorischen Komponente auftreten.

Folgen für Herz, Gefäße und Gelenke

Als Systemerkrankung ist eine Psoriasis auch mit anderen Krankheiten assoziiert. Im kardiovaskulären System sind die Koronararterien besonders betroffen. Hier können sich Plaques am Endothel bilden, die mit ausgeprägten Entzündungsreaktionen einhergehen. Die Rate an Herzinfarkten unter Psoriasis-Patienten ist dreifach, die für Schlaganfälle 1,6-fach erhöht.

Eine Psoriasis kann auch den Bewegungsapparat in Mitleidenschaft ziehen. Mikrotraumata durch mechanische Belastung begünstigen die Einwanderung proinflammatorischer Zellen in die Ansatzpunkte von Sehnen und Bändern. Als Folge können sich Entzündungen im Sehnenansatz am Knochen manifestieren.

Eine durch die Psoriasis verursachte Gelenkentzündung (Psoriasis-Arthritis) tritt meist asymmetrisch an zwei bis fünf Gelenken auf. Sind Finger oder Zehen betroffen, geht dies oft mit einer Sehnenscheidenentzündung einher. In 25 bis 70 Prozent der Fälle ist auch die Wirbelsäule betroffen.

Behandlungsansatz nach Schweregrad

Zur Erfassung der Krankheitslast dient der Psoriasis Area and Severity Index (PASI). Er beurteilt den prozentualen Anteil betroffener Körperoberfläche sowie die Symptomstärke und wird auch zur Beurteilung eines Therapieansprechens herangezogen. Ergänzend hierzu wird die Einschränkung der Lebensqualität durch den Dermatology Life Quality Index (DLQI) bestimmt.

Die Behandlung erfolgt je nach Form und Schweregrad topisch oder systemisch. Bei leichten Formen der Psoriasis werden Topika wie Dithranol, Glucocorticoide, Calcipotriol, aber auch Salicylsäure und Harnstoff zur Entfernung der Schuppen eingesetzt. Mittelschwere Ausprägungen werden mit (Balneo-)Phototherapien sowie Photochemotherapien (PUVA) behandelt.

Bei der systemischen Therapie kommen vor allem Immunmodulatoren zum Einsatz, entweder als Mono- oder als Kombinationstherapie. Retinoide, Methotrexat (MTX) und Ciclosporin A sind ebenso Therapieoptionen wie Biologika (monoklonale Antikörper wie Adalimumab und Guselkumab oder Fusionsproteine wie Etanercept).

Bei einer psoriatrischen Gelenkerkrankung kommen nicht steroidale Antirheumatika (NSAR), hoch dosiertes MTX, Retinoide und Ciclosporin zum Einsatz. Auch eine physikalische Therapie ist möglich.

Altbewährtes und neue Empfehlungen

In der neuen Version der S3-Leitlinie »Therapie der Psoriasis vulgaris«, die unter der Federführung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) entstand, sind einige bemerkenswerte Änderungen enthalten. Der Fokus der Leitlinie liegt dabei weiterhin auf der kutanen Psoriasis; zur Psoriasis-Arthritis wird es eine separate Leitlinie geben.

Die neue Leitlinie stellt ambitionierte Therapieziele auf: Angestrebt werden soll eine PASI-90-Antwort, also eine 90-prozentige Verbesserung der Symptomatik, alternativ ein DLQI ≤ 1 und/oder ein absoluter PASI ≤ 2.

Die größte Neuerung stellt eine Neubeurteilung der Systemtherapie dar: Für besonders schwere Verläufe gibt es nun die eigene Kategorie »besondere Schwere«. Diese ist gekennzeichnet durch einen PASI ≥ 20, einen DLQI ≤ 15, eine rasche Befundverschlechterung sowie eine schwere Beteiligung von Händen, Füßen, Kopfhaut, Gesicht, Nägeln oder Genitalbereich. Bei besonderer Schwere kann nun von Beginn an mit einem Biologikum oder einem JAK-Inhibitor mit Erstlinienzulassung therapiert werden. Es müssen nicht zuerst – wie bisher – andere Therapieoptionen ausgeschöpft werden.

Als neue Therapieoptionen wurden der IL-17-Inhibitor Bimekizumab und der JAK-Inhibitor Deucravactinib in die Leitlinie aufgenommen. Dennoch behalten auch altbewährte Arzneimittel ihren Stellenwert, insbesondere MTX und Fumarate. Für MTX wird eine parenterale Gabe empfohlen, vor allem bei Dosierungen über 15 mg und wenn das Risiko einer Überdosierung besteht.

Was tun bei Tuberkulose?

Erwähnenswert ist auch, dass erstmals die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) eingebunden wurden. So konnten auch Passagen zur Psoriasis-Therapie bei Patienten mit Tuberkulose (Tb) und mit Virushepatitis integriert werden.

Vor Therapie mit Biologika und JAK-Inhibitoren soll eine latente Tb ausgeschlossen werden. Bei Vorliegen einer solchen empfiehlt die Leitlinie eine konventionelle Systemtherapie mit Ciclosporin, Dimethylfumarat oder MTX oder eine Phototherapie. Kann-Empfehlungen gibt es nun für den Einsatz von IL-17-Hemmern, IL-23-Hemmern oder IL12/23p40-Hemmern als mögliche Alternativen. Eine präventive antituberkulöse Therapie wird explizit nicht mehr empfohlen, kann aber erwogen werden. Die Entscheidung erfolgt patientenindividuell.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa