Leichte Sprache hilft Millionen Menschen |
Für Leichte Sprache gibt es keine klare Definition oder verbindliche Norm. Es ist kein geschützter Begriff. Das »Netzwerk Leichte Sprache«, ein Verein in Berlin, hat Empfehlungen vorgelegt. Das Bundessozialministerium hat zusammen mit dem Netzwerk einen Ratgeber erstellt. Auf Fremd- und Fachwörter oder lange Sätze solle verzichtet werden. Beispiel: Statt «beruflicher Rehabilitation nach einem Unfall» könne man auch schreiben: «nach einem Unfall einen neuen Beruf erlernen». Wichtig sei, dass man Menschen, die auf LS angewiesen seien, an der Prüfung von Texten auf ihre Verständlichkeit beteilige.
In jedem Satz sollte nur eine Information stecken, erklärt Dolmetscherin Leichtfuß. Komplizierte Wörter und Abkürzungen werden erklärt. Als Faustregel beschreibt die Kölner Sprachwissenschaftlerin Professor Dr. Bettina Bock: «So einfach wie nötig und so verständlich wie möglich.»
Die Texte sollten von der Zielgruppe sofort erkannt werden, aber die Vereinfachung zugleich «so unauffällig wie möglich verfasst sein, damit sie kein Stigmatisierungspotenzial bieten», unterstreicht die Forscherin vom Institut für deutsche Sprache an der Uni Köln. Also nicht zu viele Wiederholungen, nicht übertrieben vereinfacht. Auch aus der Zielgruppe selbst komme mitunter der kritische Hinweis auf «Kindersprache». Es brauche Fingerspitzengefühl bei der Formulierung – wer LS nutze, wolle und dürfe nicht als «dumm» markiert werden.
Die Befürchtung, der Reichtum der Sprache könne auf der Strecke bleiben, sei unbegründet, meint Leichtfuß. Vom Inhalt gehe nichts verloren. Im Gegenteil. Es könne einiges hinzukommen: «Wenn man so fragt, dass alle Menschen die Frage verstehen können, dann bekommt man diversere, vielschichtigere Antworten.» Zudem sei Leichte Sprache in der Regel als zusätzliches Angebot gedacht.
Wissenschaftlerin Bock sieht einem legitimen Anspruch auf LS. Es gebe schon ein größeres Angebot von Texten und Materialien in LS, aber: «Es müsste noch mehr sein und vor allem müsste die Qualität oft besser sein», mahnt die Expertin, die mehrere Bücher zum Thema verfasst hat. «Es gibt leider viele schlecht gemachte Texte.»
Sie stellt klar: «Leichte Sprache ist sehr anspruchsvoll, die Zielgruppe sehr heterogen. Je genauer man die Adressaten des Textes kennt, desto zielgerichteter und besser kann man in Leichter Sprache formulieren.» Wenn ein Text in LS gut gemacht sei, könne sich eine Variante in Regelsprache erübrigen. Es gebe in den letzten Jahren viele Forschungsprojekte zum Thema, LS sei stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt, beobachtet Bettina Bock.