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Naturstoffforschung

Lebermoos als Alternative zu Cannabis

Schweizer Forscher haben eine THC-ähnliche Substanz aus Lebermoos erstmals pharmakologisch untersucht. Der Naturstoff, der auch als Legal High vermarktet wird, sei in seiner schmerzstillenden und entzündungshemmenden Wirkung dem THC aus der Hanfpflanze überlegen, dabei aber schwächer psychoaktiv.
Daniela Hüttemann
26.10.2018  15:08 Uhr

Schon einmal etwas von Perrottetinen gehört? Diesen Naturstoff entdeckte 1994 der japanische Pflanzenchemiker Yoshinori Asakawa in Lebermoos (Radula perrottetii). Obwohl Lebermoose und Hanfpflanzen phylogenetisch nicht miteinander verwandt sind, ähnelt die Substanz strukturell sehr stark dem Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) aus Cannabis sativa. Die Atome seien ähnlich wie beim THC verknüpft, unterschieden sich jedoch in ihrer räumlichen Anordnung, erklären Forscher der Universität Bern und der ETH Zürich, die Perrottetinen nun erstmals genauer untersucht haben. 

Ausgangspunkt für das Forschungsinteresse war, dass Professor Dr. Jürg Gertsch vom Institut für Biochemie und Molekulare Medizin der Uni Bern vor einigen Jahren feststellte, dass Lebermoose (englisch Liverwort) im Internet als Legal Highs angeboten werden. Zu jener Zeit sei jedoch in der wissenschaftlichen Gemeinde noch nichts über die pharmakologische Wirkung von Perrottetinen bekannt gewesen.

Gertsch und Kollegen konnten nun im Mausmodell zeigen, dass die Substanz sehr einfach ins Gehirn gelangt und dort spezifisch Cannabinoid-Rezeptoren aktiviert, berichten sie im Fachmagazin »Sciences Advances«. Insbesondere hemme Perrottetinen Prostaglandine und wirke damit ähnlich wie die körpereigenen Endocannabinoide. »Es ist erstaunlich, dass nur zwei Pflanzengattungen, die 300 Millionen Jahre in der Entwicklungsgeschichte auseinander liegen, psychoaktive Cannabinoide produzieren«, sagt Gertsch.

Die Forscher stellten fest, das die antiinflammatorische Wirkung in vitro größer ist als jene von THC, was Perrottetinen für eine medizinische Anwendung interessant mache – zumal der Naturstoff weniger stark psychoaktiv wirke als THC. Es seien nun weitere Studien nötig, zum Beispiel in präklinischen Modellen von chronischem und entzündlichem Schmerz.

Lebermoose wachsen nur in Japan, Neuseeland und Costa Rica. Um an genügend Wirkstoff zu kommen, hat eine kooperierende Forschungsgruppe der ETH Zürich um den Chemiker Erick Carreira ein neuartiges Syntheseverfahren für die Substanz entwickelt. »Die vorliegende Studie ist ein Musterbeispiel, wie neuartige Synthesekonzepte dazu beitragen können, unser pharmakologisches Wissen über biologisch aktive Naturstoffe zu bereichern«, kommentiert Zweitautor Michael Schafroth, Doktorand in Carreiras Arbeitsgruppe.

Foto: Stefan Fischer

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