LAV warnt vor Sicherheitslücken des Card-Link-Verfahrens |
| PZ |
| 03.04.2024 15:45 Uhr |
Der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) befürchtet, dass die Einführung des neuen E-Rezept-Einlösewegs via Smartphone-Apps die Datensicherheit und damit die Patienten gefährdet. / Foto: I-Viewfinder
Card Link ist ein neuer Einlöseweg für das E-Rezept, bei dem die Patientinnen und Patienten die Smartphone-Apps von Drittanbietern nutzen können, um ihre elektronischen Verordnungen einzulösen. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) setzte das Verfahren am 14. März trotz Bedenken der anderen Gesellschafter in der Gesellschafterversammlung der Gematik durch.
Für Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzenden des LAV, ist nicht nachvollziehbar, warum das BMG mit dem Card-Link-Verfahren »einen vierten Einlöseweg anbieten will und dabei auf Drittanbieter setzt, also auf Unternehmen, die ein großes wirtschaftliches Interesse daran haben, an Patientendaten ranzukommen«. Es gebe bereits mit der E-Rezept-App, der elektronischen Gesundheitskarte sowie dem Ausdruck des Tokens drei Einlösewege für das E-Rezept. Alle drei Wege hätten einen hohen Sicherheitsstandard, da sie strengen Anforderungen genügen müssten, um die Gesundheitsdaten der Patientinnen und Patienten zu schützen.
»Der geplante Einlöseweg trägt definitiv nicht zu einer Verbesserung der Arzneimittelversorgung bei und gefährdet gravierend den Patientenschutz«, warnte Groeneveld. »Die Patientinnen und Patienten werden es schwer haben, zu unterscheiden, welche Apps einen sicheren Datenschutz bieten und welche nicht. Sollten Patientinnen und Patienten über Apps von Unternehmen ihre E-Rezepte einlösen, werden sie keinen Einfluss mehr haben, was mit ihren Gesundheitsdaten passiert und gewinnorientierten Unternehmen ausgeliefert sein.«
Alle Beteiligte hätten täglich mit technischen Ausfällen des E-Rezept-Systems zu kämpfen, kritisierte Groeneveld. Gerade Apotheken müssten derzeit das ausbaden, was andere versäumt hätten. »Das Bundesministerium steht in der Verantwortung und in der Pflicht, für ein stabiles E-Rezept-System zu sorgen. Nur das wird zu mehr Akzeptanz des E-Rezepts seitens der Beteiligten und der Patientinnen und Patienten führen«, sagte der LAV-Vorstandsvorsitzende.
Auch ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hatte in einem Brief an den Gesundheitsausschuss des Bundestags bereits auf Risiken des Card-Link-Verfahrens hingewiesen. Das Verfahren bringe für die Patientinnen und Patienten »erhebliche Sicherheitsrisiken mit sich«, warnte sie.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.