Der LAV-Vorstandsvorsitzende Berend Groeneveld kritisiert die Pläne der Bundesregierung. / Foto: LAV Niedersachsen
»Alle Apotheken stehen unter einem massiven wirtschaftlichen Druck«, erklärt Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen. »Das Apothekenhonorar wurde zuletzt 2013 um drei Prozent angepasst. Im Februar 2023 wurde das Apothekenhonorar sogar von der Ampel-Koalition für die Dauer von zwei Jahren gesenkt, was einer Honorarkürzung gleichkam. Im selben Zeitraum aber sind die Kosten um mehr als 60 Prozent gestiegen, die Inflation um knapp 30 Prozent.« Die Apothekeninhaberinnen und -inhaber befänden sich auf einem Honorarniveau von 2004. Das bedeute für viele Offizinen in Niedersachsen und Deutschland das Aus.
Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Apotheken würden Übernahmen oder Neugründungen für junge Pharmazeutinnen und Pharmazeuten immer unattraktiver. »Das finanzielle Risiko, einen Apothekenbetrieb zu übernehmen, ist für den Nachwuchs zu groß. Von dieser Entwicklung sind nicht nur Apotheken in ländlichen Regionen betroffen, sondern der rasante Apothekenrückgang zeigt sich sowohl in Randgebieten als auch in Großstädten«, stellt der LAV-Vorstandsvorsitzende Groeneveld fest. Mit jeder geschlossenen Apotheke bräche ein Stück wohnortnahe Versorgung weg. Die Patienten müssten immer weitere Wege auf sich nehmen und hätten weniger Zeit für eine persönliche Beratung in der Apotheke.
Die im Referentenentwurf zur Apothekenreform vorgesehene Umverteilung des Apothekenhonorars würde nach Einschätzung des LAV nicht zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Apotheken führen. »Wird Geld im Apothekensystem umverteilt, fehlt es an anderer Stelle«, kritisiert Groeneveld. »Alle Apotheken sind von den enormen Kostensteigerungen der letzten Jahre betroffen. Was Apotheken jetzt brauchen, ist eine nachhaltige, finanzielle Stabilisierung des gesamten Systems und einen verlässlichen Anpassungsmechanismus für mehr Planungssicherheit!«