Lauterbach will keine größere Eigenbeteiligung |
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) lehnt Vorschläge ab, nach denen GKV-Versicherte Eigenbeteiligungen von bis zu 2000 Euro im Jahr übernehmen sollen. / Foto: IMAGO/Chris Emil Janßen
Raffelhüschen sprach sich auch dafür aus, dass Versicherte Verletzungen nach selbstgewählten Risiken – wie Skifahren – komplett selbst bezahlen sollten. Auch Raucher und Übergewichtige müssten sich an den Folgekosten von Behandlungen stärker selbst beteiligen, verlangte er. Konkret sollen GKV-Versicherte gestaffelt zunächst bis zu 50 Prozent ihrer Arztkosten (maximal 500 Euro), dann bis zu 20 Prozent der Kosten (maximal 500 Euro) selbst zahlen. Insgesamt sollen allerdings maximal 1500 bis 2000 Euro im Jahr anfallen. Nach jeder Behandlung sollten die Versicherten zunächst eine Rechnung erhalten, die sie dann bei ihrer Kasse einreichen. Die Kasse soll dann einen Großteil der Rechnung übernehmen und den offengebliebenen Rest an den Versicherten weiterreichen.
Geringverdiener soll der Staat mit Zuschüssen unterstützen. »Die Zuschüsse zum Beispiel für Geringverdiener müssen aus dem Bundeshaushalt kommen», so Raffelhüschen. Ohne ein Gegensteuern werde ansonsten der Beitragssatz bis 2035 auf bis zu 22 Prozent vom Bruttolohn steigen, warnte der Ökonom. Zurzeit liegt er – inklusive Zusatzbeitrag – im Schnitt bei knapp 16 Prozent, je nach Krankenkasse.
Für 2023 wird in der GKV ein Defizit von 17 Milliarden Euro erwartet – nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist das ein historisches Ausmaß. Trotzdem kann sich Lauterbach eine Eigenbeteiligung der GKV-Versicherten in dieser Höhe nicht vorstellen. Auf Twitter reagierte der Minister und erteilte den Vorschlägen von Raffelhüschen eine Absage – schließlich könnten sich viele GKV-Versicherte dies nicht leisten.
Der Vorschlag wird nicht kommen. Für Uniprofessoren wie Herrn Raffelhüschen oder mich wären diese Vorschläge bezahlbar. Für die große Mehrheit der Bevölkerung geht das nicht. https://t.co/kqOBlyLt6n
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) February 22, 2023
Raffelhüschen hat sich in der Vergangenheit schon mehrfach für mehr Selbstbeteiligung im Gesundheitswesen ausgesprochen – 2011 forderte er beispielsweise, dass Pflegebedürftige ihr erstes Jahr Pflege selbst bezahlen müssen. Neben seiner Uni-Tätigkeit ist Raffelhüschen auch Botschafter der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und Aufsichtsrat der Volksbank Freiburg. Außerdem war Raffelhüschen auch im Aufsichtsrat der Ergo Versicherungsgruppe tätig.