Lauterbach und der VAR |
Alexander Müller |
13.07.2024 11:00 Uhr |
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schaut sich gern die Fußball-EM an. / Foto: Collage: PZ
Es begann vor Wochen auf der Zielgeraden zur Meisterschaft von Bayer 04 Leverkusen. Da war Lauterbach viel in schwarz und rot zu sehen. Ja und? Ist halt sein Wahlkreis, Fußball verbindet – man muss auch jönne könne, wie der Rheinländer sagt.
Doch etwas stutzig machte mich Lauterbachs Omnipräsenz in den EM-Spielstätten. Das erste Foto zusammen mit Kanzler Olaf Scholz erinnerte mich noch an die weiland so drollig klatschende Merkel. Aber dann folgten Posts mit Innenministerin Nancy Faeser, Außenministerin Annalena Baerbock und einmal sogar mit Tante Käthe persönlich.
Dazu stets ein flotter Spruch: »Das Fanteam No1 ist schon klatschbereit…« Oder ein Ergebnis-Tipp: »3:2 gegen Ungarn, Kopfballtor durch Florian Wirtz in der Nachspielzeit.« Oder eine Halbzeitanalyse: »0:1 Rückstand, lag leider in der Luft. Spanien extrem stark. Aber noch alles möglich.« Nach dem Viertelfinalaus schickte Lauterbach in gespielter Verdrießlichkeit noch ein »Der Sieg wäre verdient gewesen.« Und ich dachte: Schade, jetzt ist es vorbei. Das Turnier für Deutschland und die södereske Selbstdarstellung des neuen Heimatministers Lauterbach.
Ich irrte. Als EM-Ultra und pflichtbewusster Gastgeber zeigte sich Lauterbach zum Halbfinale schon wieder neben Faeser in München – als wie er es nennt »fairer Verlierer«. Selbst überführt im nächsten Satz: »Wenn Spanien heute mit 11 Mann spielt, gönne ich ihnen den Sieg.« Was ja insinuiert, nur die Schiedsrichter hätten Spanien ins Finale gepfiffen.
Aber jetzt bitte keine Debatte über »die da oben« und ihre Privilegien bei der Eintrittskartenbeschaffung. Kein Gegrummel über »ach so viel Freizeit« im Ministeramt. Darum geht es hier nicht. Im Gegenteil: Mich lässt der Gedanke nicht los, dass das alles einen Sinn hatte.
Was wenn der nicht gegebene Handelfmeter im Viertelfinale dazu geführt hat, dass Lauterbach die Fernberatung hinterfragt? Den Glauben in den VAR (Video-Apotheker-Replikat) verloren hat? Vielleicht ist die Apothekenreform deswegen am Mittwoch nicht im Kabinett. Ich werde jedenfalls sehr genau verfolgen, was der Fanminister am Sonntag über das Finale schreibt.