Lauterbach präsentiert Qualitäts-Atlas für Kliniken |
Gesundheitsminister Lauterbach stellte das Portal am Freitag der Öffentlichkeit vor. / Foto: IMAGO/Political-Moments
Zu Leistungen und Behandlungsqualität der Krankenhäuser in Deutschland gibt es jetzt auch ein staatliches Vergleichsportal. Der »Bundes-Klinik-Atlas« soll Patientinnen und Patienten einen übersichtlichen Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel bieten, wie Bundesgesundheitsminister Lauterbach am Freitag zum Start des Angebots in Berlin sagte.
»Mit wenigen Klicks können sie Kliniken vergleichen und für die benötigte Behandlung in ihrer Nähe die beste Klinik finden.« Zur Einordnung sollen die Zahl der für die jeweilige Behandlung erbrachten Fälle und die Personalausstattung in einer Art Tacho-Anzeige abgebildet werden. Das Portal zeigt die Krankenhäuser mit ihren Standorten auf einer Karte und soll schrittweise weitere Daten aufnehmen.
Zum Start wird der Atlas nach Angaben des Ministeriums die folgenden Daten abbilden. Das Angebot soll kontinuierlich aktualisiert und weiterentwickelt werden:
Claus-Dieter Heidecke ist Leiter des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) und lobt das neueste Projekt des Gesundheitsministers: »Der Bundes-Klinik-Atlas ist ein wegweisendes Element der Patienten-Information. Das Portal ermöglicht es Patientinnen und Patienten gut informierte und fundierte Entscheidungen zur Auswahl eines Krankenhauses zu treffen, wobei sie oder er sich im Bundes-Klinik-Atlas auch bis zur kleinsten Detailebene herunterklicken kann. Der Bundes-Klinik-Atlas kann zudem als Katalysator dafür dienen, die Datengrundlage der Qualitätssicherung weiterzuentwickeln und so ein Angebot zu schaffen, das sich wirklich an den Informationspräferenzen und Bedürfnissen von Patientinnen und Patienten orientiert.«
Der Klinik-Atlas soll eine große Reform mit grundlegenden Änderungen bei der Finanzierung und einheitlichen Qualitätsvorgaben ergänzen, die das Kabinett auf den Weg gebracht hat. Die Klinikbranche hatte kürzlich eine eigene Online-Übersicht ausgebaut. Auf dem seit 2002 bestehenden »Deutschen Krankenhaus Verzeichnis« sind nun etwa mehr Suchfunktionen möglich.
Die Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) kritisierte daher das neue Portal und warf Lauterbach »Aktionismus auf Kosten des Steuerzahlers« vor. Der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß erklärte am Freitag: »Kein anderer Bereich unseres Gesundheitswesens ist in Sachen Behandlungsqualität so transparent wie der Krankenhaussektor. Mit dem Deutschen Krankenhausverzeichnis bietet auch die DKG seit Jahrzehnten einen Klinik-Atlas an, in dem sich alle Informationen über Behandlungsqualität, Fallzahlen, Personalausstattung, Komplikationsraten und vieles mehr der einzelnen Krankenhäuser laienverständlich online finden lassen.«
Dieses Angebot werde bereits pro Monat von mehr als einer halben Millionen Menschen genutzt. »Die Daten im Krankenhausverzeichnis basieren auf den Qualitätsberichten der Krankenhäuser, und mehr Datenmaterial steht auch dem Bundesgesundheitsminister für seinen Klinik-Atlas nicht zur Verfügung«, so der DKG-Chef. Bis vor kurzem habe auch das Bundesgesundheitsministerium diesen Klinik-Atlas als geeignetes Transparenztool auf seiner eigenen Homepage veröffentlicht.
»Es stellt sich also die Frage nach dem Sinn eines weiteren und diesmal steuerfinanzierten Verzeichnisses, das für die Patientinnen und Patienten keinerlei zusätzliche Information bietet und somit nicht als nützliche Ergänzung fungieren kann«, sagte Gaß. Der neue Atlas sei nicht nur teuer und nutzlos, er belaste die Krankenhäuser außerdem mit zusätzlicher Bürokratie.
Der neue Krankenhausatlas soll die Kliniken in fünf verschiedene Level einteilen. Nach Ansicht der DKG ist diese Unterteilung unterkomplex und irreführend. »Ein auf eine bestimmte Behandlung hochspezialisiertes kleines Krankenhaus mit exzellenter Qualität, dem das Ministerium nun Level 1 zuteilt, kann so im Vergleich zum nicht spezialisierten Level-3-Haus das Nachsehen haben«, erklärte Gaß. Für die versprochene Transparenz und die Versorgungsqualität der Patienten sei Lauterbachs Atlas ein »Bärendienst«.