Lauterbach-Kritik auf Kassenbon |
Melanie Höhn |
15.01.2024 13:00 Uhr |
Der Apotheker Wicht kritisiert am meisten, dass Lauterbach lieber in die Presse gehe, anstatt mit den Menschen zu sprechen. / Foto: Stadt-Apotheke Meiningen
Holger Wicht (64), Chef der Stadt-Apotheke Meiningen in Thüringen, findet eine deutliche Botschaft auf jedem seiner Kassenbons zu Lauterbach: »Im Übrigen halten wir Karl Lauterbach als Minister für ungeeignet!«.
Der Apotheker ist mit der gesundheitspolitischen Arbeit des Ministers unzufrieden, sagte er der »Bild«-Zeitung (Sonntag). Gegenüber der PZ erklärte er: »Die Art wie er mit uns Apothekerinnen und Apothekern umgeht, finde ich für einen Bundesminister ungeeignet. Jemand der die Gesundheitsberufe gemeinsam führen und integrieren sollte, der sollte nicht als Spalter unterwegs sein. Das halte ich für Charakterschwäche«, so der Apotheker. »Wir brauchen einen Minister, der uns fair behandelt, der auch vernünftige und konstruktive Vorschläge macht und nicht hinterhältige Angebote, die vordergründig als Reform verkauft werden.«
Weil er nicht die Möglichkeit habe, seinem Unmut im Bundestag Gehör zu verschaffen, wählte er den Kassenzettel. Viele seiner Kunden würden die Meinung des Apothekers teilen, wie etwa Patricia Friedrich aus Rentwertshausen (Landkreis Schmalkalden-Meiningen): »Ich finde die Kritik sehr gut und mir gefällt es, dass die Apotheke mal ein Zeichen gegen die Gesundheitspolitik setzt«.
Apotheker Wicht kritisierte gegenüber der »Bild«-Zeitung zudem, dass Lauterbach lieber mit der Presse spreche, anstatt mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, und forderte den Bundesgesundheitsminister auf, eine »vernünftige Versorgung der Patienten« sicherzustellen.
Zudem bemängelte Wicht gegenüber der Zeitung die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Apothekenbranche: Seit 20 Jahren habe es keinen Inflationsausgleich gegeben, außerdem häuften sich Anforderungen und Aufgaben. Der Beruf werde immer unattraktiver, weshalb es immer schwieriger werde, Personal zu finden. »Ich habe schon einige Gesundheitsminister erlebt, aber noch nie einen, durch den es so viele und so intensive Demonstrationen gab«, sagte Wicht und erklärte: »Solange sich nichts an der Gesundheitspolitik des Bundes ändert, bleibt auch der Spruch auf dem Kassenbon«.
Seit Ende November, Anfang Dezember druckte Wicht die Kritik am Bundesgesundheitsminister auf seine Kassenzettel, wie er der PZ sagte. Am Anfang sei es nicht wahrgenommen worden, doch nach etwa drei Wochen habe das Thema nach einem Facebook-Post eine neue Dynamik entwickelt – daraufhin meldete sich die örtliche Tageszeitung bei dem Apotheker, danach die »Bild«-Zeitung.
»Dass das so eine Welle zieht, hätte ich nicht gedacht. Inzwischen habe ich mitbekommen, dass das viele Kollegen nachmachen«, sagte er. Die Rückmeldung der Kunden sei zu 95 Prozent positiv. »Wir haben so viel Rückendeckung bekommen, dass man ein paar negative Kommentare wegstecken kann«, so Wicht.
Doch am Ende betonte er ganz deutlich: »Hier geht es nicht um eine politische Richtung, ich poche auf mein Recht der freien Meinungsäußerung. Ich denke, dass das, was Lauterbach macht, fachlich schlecht ist und charakterlich nicht dem Standard eines Gesundheitsministers entspricht.«