Lauterbach kontert Engpass-Vorwurf |
Cornelia Dölger |
18.09.2024 10:26 Uhr |
In Deutschland gebe es »keine Versorgungsknappheit«, sondern lediglich »punktuelle Lieferengpässe in einem sehr komplexen Markt«, ließe Bundesgesundheitsminister Lauterbach verlauten. / Foto: IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Der Herbst zieht ein und mit ihm die gewohnte Sorge, dass bei steigenden Infektionszahlen nicht genug Arzneimittel verfügbar sind. Die Apotheken berichten verstärkt über fehlende Medikamente, auch in den Publikumsmedien wird das Thema wieder häufiger aufgegriffen, so gestern prominent in der »Bild«-Zeitung.
Dem Mangel sollte das im Sommer vergangenen Jahres in Kraft getretene Lieferengpassgesetz (ALBVVG) eigentlich entgegenwirken. Aber das Gesetz wirkt nicht, wie von Kritikern aus verschiedenen Lagern attestiert wird. Der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) fordert, Politik und Hersteller müssten sich des Mangels umgehend annehmen. Viele Antibiotika seien bereits vor Beginn der Erkältungssaison nicht lieferbar.
Die »Bild«-Zeitung titelte gestern: »Apotheker schlagen Alarm! Uns fehlen mehr als 1600 Medikamente«. Zu Wort kamen in dem Bericht drei Apotheker, die darüber berichteten, wie sie versuchen, die Situation zu meistern, die Engpässe zu überbrücken.
Die Antwort aus dem Bundesgesundheitsministerium folgt nun auf dem Fuße. »Lauterbach wehrt sich gegen Apothekervorwürfe« schreibt heute die »Bild«. Der Minister lässt in dem Artikel einen Sprecher knapp, aber bestimmt ausrichten, dass es in Deutschland »keine Versorgungsknappheit« gebe, sondern lediglich »punktuelle Lieferengpässe in einem sehr komplexen Markt«.
Patienten hätten aber »fast immer« Zugriff auf wirkstoffgleiche Alternativen. Der Minister selbst betont bei der Gelegenheit gegenüber dem Blatt, dass das ALBVVG »überfällig« gewesen sei. Es habe die Lieferengpässe im Vergleich zum Vorjahr »bereits halbiert«, zitiert »Bild« den Minister.
Hersteller wie Apotheker dürften sich fragen, mit welchen Zahlen Lauterbach operiert; von einer Halbierung der Engpässe kann bei ihnen nicht die Rede sein. Um das BMG zum Gegensteuern zu bewegen, hatte vorige Woche der Hessische Apothekerverband (HAV) einen Brief nach Berlin geschickt und gefordert, beim Engpassgesetz nachzubessern.
Hessens Kammerpräsidentin Ursula Funke lud Lauterbach per Post auf Linked In in ihre Apotheke ein. »Erleben Sie einen Tag hautnah, wie wir Apotheker alles unternehmen, um Patienten zu versorgen, schauen Sie sich endlich die Realität an, die wir Ihnen seit Jahren schildern.« Ohne den Einsatz der Apothekenteams wäre die Versorgung demnach längst zusammengebrochen.