Lauterbach ignoriert Apothekenforderungen |
Cornelia Dölger |
20.09.2023 15:40 Uhr |
»Apotheker machen eine tolle Arbeit« und ihren »Groll« könne er verstehen, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei seinem Besuch in der »Bild«-Redaktion. / Foto: Screenshot Bild.de: PZ, "Bild"-Foto: Dennis Yenmez
Viele Reformen seien seit zehn Jahren überfällig, wie das Springer-Blatt den Minister heute zitiert. Lauterbach findet in dem Bericht lobende Worte für die Apothekerschaft: »Apotheker machen eine tolle Arbeit.« Ihren »Groll« könne er verstehen. Auf ihre politischen Forderungen geht er aber nicht ein. Das drängende Thema Lieferengpässe handelt er damit ab, dass er sie nur »geerbt« habe.
Im »Bild«-Bericht vom gestrigen Dienstag waren wütende Apotheker unter der Schlagzeile »Apotheker reden Klartext« zu Wort gekommen, die über die massiven Lieferengpässe berichteten. Lange Listen mit fehlenden Medikamenten insbesondere für Kinder hatten die »Bild«-Redaktion erreicht, worauf das Boulevardblatt sich zu lautstarker Schützenhilfe für die Apothekerschaft entschloss. Einer Einladung in die Redaktion kam der Minister flugs nach.
In dem gestrigen Gespräch mit »Bild«-Chefredakteurin Marion Horn versuchte er danach, die Wogen zu glätten. Mit dem Lieferengpassgesetz (ALBVVG) sei Entlastung zu erwarten – allerdings noch nicht sofort. »Das alles braucht ein bisschen Zeit. Noch gelten alte Rabattverträge, noch gibt es keine neuen Fabriken.« Mit dem ALBVVG würde dies geändert und »dafür gesorgt, dass Produktionsstätten auf ein Maximum hochfahren und so viel liefern wie möglich«.
Auf ein wütendes Apotheker-Zitat, das das Blatt abgedruckt hatte («Tiere sind in Deutschland besser versorgt als Kinder«), reagierte Lauterbach mit Zahlen: »Wir geben für Arzneimittel 48 Milliarden Euro pro Jahr aus, für Tiere 900 Millionen.« Deshalb mache ihn das Zitat »sauer«, schreibt »Bild« und zitiert ihn mit: »Diese Aussage ist grob falsch.«
Lauterbach und Horn sprachen laut dem Bericht über weitere Baustellen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), etwa die Krankenhausreform. Derzeit seien es 15 Reformen, die der Minister gleichzeitig anzupacken habe. Lauterbach mache seinen Job dennoch – und trotz einigem Gegenwind – gern. »Bild« ist sicher: »Der Gesundheitsminister liebt seinen Job offensichtlich.« Rückschläge demotivierten ihn nicht. »Ich mache das wirklich gerne – aus innerer Überzeugung. Ich möchte die Gesundheitsversorgung in Deutschland verbessern.«
Lauterbach steht schon lange in der Kritik der Apothekerschaft, die sich mit seiner Einlassung im ARD-«Morgenmagazin«, Apotheker schürten mit ihren Engpassmeldungen Panik und verunsicherten Eltern und Kinder, noch verschärfte. Die Branche zeigte sich aufgebracht, weil der Minister politische Forderungen nach höherem Honorar mit den grassierenden Lieferengpässen vermische.