Lauterbach: Apotheker verunsichern Mütter und Kinder |
Gesundheitsminister Lauterbach glaubt nicht an eine erneute Engpasskrise in diesem Winter. / Foto: Imago/Future Image
Im ARD-«Morgenmagazin« wurde Lauterbach darauf angesprochen, dass man schon vor einem Jahr über die Engpässe gesprochen habe und sich jetzt das Problem erneut stelle. Der Minister widersprach: »Wir werden nicht in die Situation kommen wie letztes Jahr.« Das Gesetz habe dazu geführt, dass jetzt mehr produziert würde. Aber das benötige etwas Zeit – vor allem das Bestreben, die Produktion zurück nach Europa zu holen. »Ich kann davon abraten, nur immer wieder Panik zu schüren, sondern konstruktiv zu arbeiten.« Was den Herbst betrifft, legte sich Lauterbach fest: »Eine Krise wird es nicht geben.«
Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekverbands Nordrhein (AVNR) war ebenfalls zu Gast im »MoMa«. Aus seiner Sicht hat das von Lauterbach umgesetzte Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) sein Ziel verfehlt. »Das Gesetz war noch nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein«, so Preis. Darauf hätten die Apotheker, aber auch die Verbände der Ärzteschaft und die Industrie von Anfang an hingewiesen. Jetzt bekomme man die Quittung, die Versorgung hänge am seidenen Faden.
Lauterbach wurde mit dem Statement von Preis konfrontiert und befragt, ob die Apotheker zu besorgt seien. »Nein, die Apotheker kämpfen derzeit für eine Honorarerhöhung«, so die Antwort des Ministers. Die Apotheker seien schon im Streik gewesen, mit Kitteln vor dem Ministerium. »Aber man darf diese Dinge nicht vermengen. Man darf nicht den Kampf für eine bessere Bezahlung führen, in dem man Mütter und Kinder verunsichert, das halte ich nicht für eine gute Vorgehensweise.« Zusammen mit ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening werde er heute Lösungen präsentieren.
Jedes zweite Rezept ist dagegen laut einer Umfrage des AVNR von Lieferengpässen betroffen. Täglich habe das demnach Einfluss auf die Versorgung von 1,5 Millionen Menschen. Und manchmal stehe »die Versorgung auf der Kippe«, wenn zum Beispiel bei knappen Antibiotika eine schnelle Behandlung nicht möglich sei.
Preis sieht als eine Ursache für die Lieferengpässe die im internationalen Vergleich sehr niedrigen Erstattungspreise für Generika, die hierzulande immerhin 80 Prozent der Verordnungen ausmachten. »Die werden immer knapper«, so Preis.
Der AVNR-Chef fordert flexiblere Austauschregeln für die Apotheken. Das müsse auch das Ergebnis des Gipfels sein. Es sei richtig, dass die Krankenkassen auf ihre Ausgaben achteten. »Aber die Wirtschaftlichkeit muss jetzt ein Stück zurückstehen, im Vordergrund muss die Versorgung der Patientinnen und Patienten stehen.«