Laumann warnt vor Umwälzung des Apothekenwesens |
Cornelia Dölger |
13.11.2023 12:30 Uhr |
»Man muss hellwach sein, wenn man solche Strukturen verändern will. Denn einmal verändert, kann keiner das Rad zurückdrehen«, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU; hier ein Archivbild) der PZ. / Foto: IMAGO/Political-Moments
Der »Demovember« hat begonnen und der Start lief schon mal vielversprechend. Nach Erfurt am 1. November protestierten vorigen Mittwoch in Hannover und Schwerin Apothekenteams sowie auch Ärztinnen, Ärzte und MFA für bessere Arbeitsbedingungen und gegen die Sparpolitik des Bundes. Mehr als 3000 Teilnehmende strömten in die niedersächsische Landeshauptstadt und machten ihrem Unmut Luft; die Presse berichtete ausführlich und nannte die Proteste »spürbar«.
Aus den Ländern kommt Rückendeckung für die Protestierenden; etwa machten sich die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten unlängst per Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) dafür stark, die bestehende Apothekenstruktur nicht anzutasten – genau dies sieht bekanntlich der Reformplan von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor; er will, um Filialgründungen auf dem Land voranzutreiben, dortige Offizinen von Notdienst- und Rezepturpflicht entbinden und in bestimmten Fällen PTA-Vertretungen erlauben. Mit dem Abbau von Bürokratie will der Minister Millionen einsparen, so sein Plan.
Hierauf hat nun der Gesundheitsminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann (CDU), reagiert. Kurz vor dem für übermorgen geplanten Protesttag in Dortmund, zu dem Apothekenteams aus NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland erwartet werden, warnte er auf PZ-Anfrage eindringlich davor, das Apothekenwesen nach Gusto des Bundesgesundheitsministers umzubauen. »Man muss hellwach sein, wenn man solche Strukturen verändern will. Denn einmal verändert, kann keiner das Rad zurückdrehen«, sagte Laumann der PZ.
Lauterbachs Pläne führten in der Konsequenz zum Verlust der wohnortnahen inhabergeführten Apotheke, prognostizierte der CDU-Politiker. Dieser Verlust könne zur gesellschaftlichen Destabilisierung führen, denn Apotheken gehörten zum Mittelstand in der Fläche, »die die Bevölkerung seit vielen Jahrzehnten zuverlässig 365 Tage im Jahr versorgt«. Es mache also »keinen Sinn«, dies anzutasten, so Laumann.
Bei der Frage , wie das Gesundheitswesen zukünftig organisiert werde solle, müsse man sich die Frage stellen: »Wollen wir in erster Linie Mittelstand und Freiberuflichkeit oder wollen wir weitverzweigte Konzernstrukturen?« Er plädiere stark für Ersteres, denn »ich bin lieber im Dialog mit einer selbstständigen Apotherkerschaft, die für mich ansprechbar ist, statt mit Konzernen«. Apothekerinnen und Apotheker hätten als regional verwurzelte Unternehmer »ein ureigenes Interesse daran, dass ihre Kundinnen und Kunden vor Ort gut versorgt sind«.
Entsprechend viel Verständnis bringt der NRW-Landesminister für die Proteste auf, die übermorgen quasi vor seiner Haustür stattfinden. Neben den Apothekenteams in Dortmund werden weitere Heilberufler auf die Straße gehen: Die Ärzte- sowie die Zahnärzteschaft und die MFA wollen in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf protestieren. In Dortmund werden als Redner zudem ein Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) sowie der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe erwartet. Auch dort zeigt sich also der Schulterschuss der Heilberufe.
Laumann bezeichnete die Situation für die Apotheken als »herausfordernd« und betonte, die Apothekenteams hätten »das gute Recht«, darauf aufmerksam zu machen. Der Bund müsse dringend die Rahmenbedingungen für ihre wichtige Arbeit deutlich verbessern. »Wir brauchen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger in unserem Land weiterhin eine starke Versorgungsstruktur.«