Laumann: Letzte staatliche Honorarerhöhung |
Alexander Müller |
11.09.2025 09:38 Uhr |
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) fordert strengere Kontrollen des Arzneimittelversandhandels. / © Alois Mueller
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Ehrengast beim Sommerempfang in den Düsseldorfer Rheinterrassen war NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Den Koalitionsvertrag hat er mitverhandelt. »Im Koalitionsvertrag steht für die Apotheken alles drin, was zurzeit notwendig ist.«
Vorgesehen ist demnach unter anderem eine einmalige Erhöhung des Fixums auf 9,50 Euro und künftig direkte Verhandlungen der Apothekerschaft mit den Krankenkassen. »Man muss jetzt noch einmal staatlich diesen Schlag machen, aber dann ,finde ich, müsste es normale Verhandlungen wie in anderen Bereichen des Gesundheitsbereiches geben«, so Laumann.
Die noch im Wahlkampf teilweise versprochene Soforthilfe haben die Apotheken bekanntlich nicht bekommen und zuletzt waren aus beiden Regierungsfraktionen Stimmen zu hören, dass es auch jetzt nicht so schnell gehen wird mit der Anpassung.
Aber ABDA-Präsident Thomas Preis, in seiner Rolle als AVNR-Vorsitzender Gastgeber des Sommerempfangs, zeigte sich zuversichtlich. Die Stimmung in den Apotheken sei jedenfalls besser als vor einem Jahr. »Und zurzeit haben wir gar keinen Grund zur Annahme, dass sich dies nach der Rede der Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) am nächsten Dienstag auf dem Deutschen Apothekertag ändern wird und dass die Koalition die Eckpunkte des Koalitionsvertrags, die Stärkung der Apotheken betreffend, nicht umsetzt.«
Die angekündigte Erhöhung des Fixums auf 9,50 Euro könne dabei nur »ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung« sein, so Preis. Angesichts der weiter steigenden Kosten in Apotheken sei es umso wichtiger, dass die Anpassung »so schnell wie möglich kommt«.
Der AVNR-Vorsitzende Thomas Preis sieht die angekündigte Honorarerhöhung für Apotheken nur als ersten Schritt in die richtige Richtung. / © Alois Mueller
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Ein anderes Vorhaben der Regierung ist die Regulierung des Versandhandels, strengere Vorgaben werden im Koalitionsvertrag besprochen. Das »kontinuierlich gesetzwidrige Verhalten ausländischer Versandhändler« habe noch zugenommen, monierte Preis mit Blick auf die ausufernde Gewährung illegaler Rx-Boni. »Diese Rosinenpickerei behindert und gefährdet massiv den Versorgungsauftrag unserer Vor-Ort-Apotheken.« Beim DAT wird sogar wieder über ein Rx-Versandverbot debattiert werden.
Laumann erklärte recht freimütig, warum es in der Vergangenheit dazu nicht gekommen ist: »Wenn man ehrlich ist, ist ja deswegen nichts gemacht worden, weil die letzten drei Gesundheitsminister es nicht gewollt haben. Sie haben aus ordnungspolitischen Gründen keine Einschränkung des Versandhandels bei Apotheken gewollt.« Dabei stand das Rx-Versandverbot in der Amtszeit von Jens Spahn (CDU) sogar im Koalitionsvertrag.
Wenn es aber Versand gebe, dann mit gleich langen Spießen, forderte Laumann mit Verweis auf die Auflagen für den Transport von Medikamenten: »Wenn die Versandapotheke ihre Medikamente mit DHL verschickt, dann sind das keine gleich langen Spieße.« Deswegen stehe das im Koalitionsvertrag.
Preis forderte ein strenges Durchgreifen bei Verstößen gegen die geltenden Vorschriften: »Wer sich in unserem Land nicht an Recht und Gesetz hält, muss von der Belieferung der GKV-Versicherten in Deutschland ausgeschlossen werden«, so der AVNR-Vorsitzende.
Einig waren sich Laumann und Preis, dass die Apotheken in der Versorgung eine größere Rolle spielen werden. Die ABDA hat mit ihrem Zukunftspapier selbst Vorschläge eingebracht, der Koalitionsvertrag deutet ebenfalls in diese Richtung.
Strukturreformen im ambulanten Sektor mit dem Ziel einer besseren Patientensteuerung sind aus Laumanns Sicht unabdingbar. Das Grundproblem zu vieler Arzt-Patienten-Kontakte lasse sich nur über ein neues Honorarsystem angehen, damit die Praxen nicht finanziell von den quartalsweisen Besuchen der Patienten abhängig seien.
Hier müssten die Apotheken in den Blick genommen werden: »Welchen Beitrag können sie leisten, dass wir wieder mehr Platz für kranke Menschen in Praxen kriegen?«, fragte Laumann. Das System müsse stets als Ganzes betrachtet werden. Und der Berufsstand müsse »aufgeschlossen sein für Veränderungen«.
Die Apotheken seien bereit dazu, zusätzliche Aufgaben in der Prävention und Früherkennung zu übernehmen, so Preis. Die neuen Versorgungsmöglichkeiten würden mit der Politik und den anderen Playern im Gesundheitswesen diskutiert – ganz aktuell beim DAT-Themenforum, an dem unter anderem Sibylle Steiner teilnimmt, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
Laumann betonte die Bedeutung der Standesvertretungen. Gerade für Strukturreformen benötigt die Politik aus seiner Sicht auf der anderen Seite eine gute Organisation der Gesundheitsberufe: »Es muss jemanden mit Autorität geben, der für die eigene Profession etwas abmachen kann.«
Aber der NRW-Gesundheitsminister unterschlug auch nicht, dass eine finanzielle Unterstützung des Gesundheitswesens in Konkurrenz mit anderen Ansprüchen steht. Als Stichworte nannte er äußere Sicherheit (Bundeswehr), innere Sicherheit (Polizei), soziale Sicherheit (inklusive Gesundheitswesen) und Umweltschutz.
Das Geld für diese Sicherheitsaspekte müsse erst verdient werden. »Deshalb müssen wir auch im Gesundheitsbereich im Blick behalten, dass wir in Deutschland wirtschaftlich ein starkes Land bleiben und wir die Krankenkassenbeiträge nicht immer weiter erhöhen können.« Gegen den Verlust sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze könne das Gesundheitswesen nicht ansparen, so Laumann.
Der NRW-Gesundheitsminister wird in der kommenden Woche auch bei der Expopharm-Eröffnung ein Grußwort an die Apothekerinnen und Apotheker richten. Und dann folgt die Stunde der Wahrheit: der lang erwartete Auftritt von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken, den die PZ live übertragen wird.