Laternenpfähle mit Geheimauftrag |
Jennifer Evans |
11.12.2024 15:00 Uhr |
So unscheinbar wie sie daherkommen, sind sie nicht. Einige Straßenlaternen sammeln Daten und teilen anschließend ihre Erkenntnisse. / © Adobe Stock/VirtualVista, KI-generiert
Wer in der Stadt unterwegs ist, weiß oft gar nicht, wie präsent künstliche Intelligenz (KI) im öffentlichen Raum bereits ist. Ein Projekt mehrerer Universitäten in Großbritannien hat sich den Einsatz der Technologie einmal angeschaut. In einigen Städten wie Manchester oder York wird der Verkehrsfluss der Autos mit einem System namens Green Light Optimal Speed Advisory (Glosa) optimiert, wie Noortje Marres in ihrem Beitrag auf der Wissenschaftsplattform »The Conversation« berichtet. Sie ist Professorin für Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft an der Universität Warwick.
Glosa erfasst demnach Verkehrsdaten in Echtzeit und soll Autos dazu bringen, langsamer zu fahren, wenn eine Ampel kurz vor dem Umschalten steht. Ziel ist es, schnelles Beschleunigen oder Abbremsen zu verhindern. Wie sich gezeigt habe, lasse sich auf diese Weise auch die Fahrzeugemission verringern, so Marres. Derzeit funktioniert das System aber nur, wenn die Beteiligten eine entsprechende App auf dem Smartphone installiert haben.
Gut getarnte Spione befinden sich zudem in Laternenpfählen. Integrierte Kameras, Sensoren und Kommunikationsgeräte können von dort aus Geschwindigkeit, Luftqualität oder Nummernschilder erfassen. So lassen sich etwa Autokennzeichen gut mit den registrierten Zulassungen abgleichen.
Auch viele Werbetafeln sind KI-fähig. Sie passen ihre Reklame an – je nachdem, wie viele Autos vorbeifahren oder welches Wetter gerade herrscht. Zum Beispiel am Piccadilly Circus analysieren Werbetafeln laut Marres Echtzeitdaten von Smartphones oder aus den sozialen Medien von jenen Personen, die sich in der näheren Umgebung befinden. Hintergedanke ist, das Verhalten der Menschen zu verstehen, die gerade eine bestimmte Werbung sehen, und diese bei Bedarf dem lokalen Kontext anzupassen.
Mithilfe von Sensoren unter dem Straßenbelag lässt sich darüber hinaus der Zustand einer Straße überwachen oder Fahrzeuge vor Gefahren wie etwa Schlaglöchern warnen. Die im Asphalt eingelassene Technik erkennt zudem, an welcher Stelle es beispielsweise zu Beinahe-Zusammenstößen kommt.
Aber nicht nur am Boden, sondern auch in der Luft wimmelt es von KI. So liefen im Stadtzentrum von Coventry bereits Tests mit Drohnen. Im Jahr 2026 sollen die Drohnentaxis dann regelmäßiger unterwegs sein. Obwohl sie derzeit nur unter menschlicher Aufsicht fliegen, sind sie generell für den autonomen Betrieb ausgelegt. Krankenhäuser in Warwickshire setzen beispielweise Drohnen ein, um medizinische Notfälle zu versorgen.
Die Akzeptanz der Technologien hängt der Wissenschaftlerin zufolge jedoch entscheidend vom Einsatz ab. Außerdem deuteten die Untersuchungen darauf hin, dass die Menschen eher misstrauisch würden, wenn sie glaubten, dass die KI ihnen keine Vorteile bringt.