Langzeitfolgen durch langlebige Bakterienreste |
Theo Dingermann |
24.04.2025 15:00 Uhr |
In-vitro-Studien belegten, dass sowohl die als Lebermakrophagen bekannten Kupffer-Zellen als auch Hepatozyten PGBb phagozytieren. Während Kupffer-Zellen unterschiedliche Peptidoglykan-Typen aufnehmen, phagozytierten Hepatozyten bevorzugt PGBb. Intakte B.-burgdorferi-Zellen werden hingegen kaum von Hepatozyten phagozytiert.
Obwohl sich durch die Ansammlung von PGBb in der Leber nur geringe Gewebeschäden zeigten, wurden dauerhaft erhöhte Leberwerte (ALT, AST) gemessen, was auf eine unbemerkte Leberfunktionsstörung hinweist. Untersuchungen des Lebergewebes zeigten zudem eine deutliche Anreicherung von Immunproteinen, insbesondere solchen, die an Toll-like-Rezeptor-Signalwegen (TLR1/2), der Aktivierung von Neutrophilen sowie an Abwehrreaktionen gegen Viren beteiligt sind – ähnlich den Mustern, die auch bei Long Covid beobachtet werden.
Wenn humane periphere mononukleäre Blutzellen (PBMC) mit PGBb stimuliert wurden, führte dies zu einer stärkeren Genexpression als die Stimulation mit anderen Peptidoglykanen. So veränderte sich nach der Stimulation etwa die Energie-Stoffwechsel-Genregulation und die Gene von CCL19 und IL-23, die typischerweise mit PTLDS assoziiert sind, waren stärker aktiv.
Mit einem neu entwickelten monoklonalen Antikörper (r-mAb2G10) konnten die Forschenden erstmals polymeres PGBb (pPGBb) in der Gelenkflüssigkeit von Menschen detektieren. In 90 Prozent der Proben von Patienten mit PLAS konnte auch nach einer antibiotischen Behandlung pPGBb immunologisch nachgewiesen werden, wohingegen Kontrollproben aus anderen Arthritisformen negativ blieben. Dies legt nahe, dass polymeres, nicht vollständig abgebautes PGBb ein relevanter pathophysiologischer Faktor in der chronischen Phase der Lyme-Borreliose ist.
Den Autoren zufolge könnte pPGBb als persistierendes Pathogen-assoziiertes molekulares Muster (PAMP) eine Schlüsselrolle bei der Chronifizierung von Symptomen nach B.-burgdorferi-Infektion spielen, indem es kontinuierlich aus der Leber freigesetzt werden kann, dauerhaft Immunreaktionen aktiviert, Metabolismus-Pfade stört und möglicherweise autoimmune Prozesse triggert.
Diese Hypothese wird durch Parallelen zu anderen postinfektiösen Syndromen wie Long Covid unterstützt. Wie die Zellwandreste Entzündungen auslösen und Symptome verursachen, muss noch genauer untersucht werden, um diagnostische Marker und zielgerichtete Therapien für die Erkrankung zu entwickeln, insbesondere um unnötige Antibiotikatherapien oder Immunsuppressiva-Gaben zu vermeiden.