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Emotionales Essen

Langeweile lässt Kinder deutlich mehr essen

Viele Eltern kennen das: Die Fahrt dauert gerade mal fünf Minuten, da schallt es von der Rückbank «Ich hab Hunger». Langeweile lässt Kinder deutlich mehr futtern, bestätigte vor Kurzem eine Studie. Mit einem Trick könnten sich Eltern das durchaus zunutze machen, rät eine Expertin.
dpa
27.12.2023  09:00 Uhr

Gelangweilte Kinder essen mehr – viel mehr, wie eine Studie zeigt. Binnen vier Minuten nahmen gelangweilte Kinder im Mittel rund 80 Prozent mehr Kilokalorien auf als die Kinder einer Kontrollgruppe, berichtete kürzlich ein Forschungsteam um Claire Farrow von der Aston University in Birmingham im Fachjournal «Food Quality and Preference». Wenn Kinder während eines einzigen vierminütigen Langeweileanfalls schon so viele Kalorien zu sich nähmen, sei das Potenzial für eine übermäßige Kalorienzufuhr über einen Tag, eine Woche oder ein Jahr hinweg groß.

In bestimmten Situationen wie bei langen Zug- oder Autofahrten sei es grundsätzlich in Ordnung, dass Kinder mal mehr äßen, sagte Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Eltern könnten sich das sogar gezielt zunutze machen, indem sie gesunde, sonst vielleicht nicht so beliebte Dinge mit in die Box steckten. «Kinder essen dann, was da ist.» Generell sei es sinnvoll, auf Reisen vor allem Gesundes wie Obst und Gemüse mitzunehmen, der kleine Schokoriegel oder die Handvoll Gummibärchen seien dann auch noch in Ordnung.

Abseits solcher seltenen Situationen sollten Kinder aber nicht im Alltag aus Langeweile oder zum Trost futtern, erklärte Gahl. Das könne bis ins Erwachsenenalter reichende schädliche Gewohnheiten entstehen lassen. «Das Ernährungsverhalten wird ganz wesentlich geprägt in der Kindheit.»

Kein Essen zur Belohnung oder Beruhigung

Es sei verlockend, Essen zur Beruhigung von Kindern einzusetzen, erklärte Studienleiterin Farrow. Aber dieses Emotional Feeding genannte Verhalten könne dazu führen, dass Kinder auch als Erwachsene später negativen Emotionen mit Essen begegneten, warnte auch sie. «Es ist wichtig, dass Eltern und Bezugspersonen klar ist, dass diese kurzfristige Lösung in der Zukunft zu Problemen führen kann.»

Bei dem britischen Experiment wurden rund 120 vier und fünf Jahre alten Kinder in Gruppen eingeteilt. Allen wurde in Aussicht gestellt, dass sie ein Puzzle machen dürfen und danach ein kleines Geschenk bekommen. Ein Teil der Kinder – die Langeweilegruppe – musste zunächst einige Minuten am Tisch sitzen und warten. Anschließend musste jedes dieser Kinder nochmals vier Minuten warten, konnte sich nun aber entweder an Snacks wie Keksen, Chips und Karottensticks bedienen oder sich mit Spielsachen beschäftigen. Erst danach durften sie das Puzzle machen.

Bei anderen Kindern – der Kontrollgruppe – wurde keine Langweile durch Wartezeiten ausgelöst. Sie lösten das Puzzle direkt, danach wurde ihnen ebenfalls die Wahl überlassen, sich vier Minuten an den Snack-Schalen zu bedienen oder zu spielen. Kinder der Langeweile-Gruppe nahmen in den vier Snack-Minuten im Mittel 42 Kilokalorien und damit knapp 80 Prozent mehr zu sich als Kinder der Kontrollgruppe. 42 Kilokalorien entsprechen allerdings noch nicht einmal einem Schokoladenkeks. Der Effekt war besonders ausgeprägt, wenn die Eltern in ihrem Alltag regelmäßig Süßigkeiten einsetzten, um ihre Kinder zu beruhigen oder zu beschäftigen.

Gemeinsam essen statt einsam naschen

Kinder von vier bis sechs Jahren benötigen der DGE zufolge 1300 bis 1800 Kilokalorien (kcal) täglich. Wichtig sei ein vielseitiges und abwechslungsreiches Angebot an Nahrungsmitteln, sagte Gahl. Süßigkeiten und Knabbereien sollten demnach maximal ein Zehntel der täglichen Energiezufuhr ausmachen. «Bei Vier- bis Sechsjährigen sind das circa 150 Kilokalorien täglich. Das entspricht etwa 20 Gummibärchen, 40 Gramm.»

Bedingungen wie «Erst das Gemüse, dann gibt's was Süßes» oder einen Süßigkeiten-Entzug als Strafe gelte es zu vermeiden, ebenso wie das Naschen nebenbei etwa beim Fernsehen. «Da geht leicht die Kontrolle verloren, das geht einem fernsehenden Erwachsenen auch nicht anders.» Zentral seien gemeinsame Mahlzeiten, bei denen Handy und Co vom Tisch verbannt würden, so Gahl. Dabei und in vielen anderen Situationen sollten sich Eltern bewusst sein, dass sie auch beim Thema Ernährung das Vorbild für ihre Kinder seien, im Guten wie im Schlechten.

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