Pharmazeutische Zeitung online
Stellungnahme

Laborärzte lehnen Infektionsdiagnostik in Apotheken ab

Apotheker sollen künftig In-vitro-Diagnostik durchführen und für diese Tests auch werben dürfen. Die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM e.V.) lehnen dies ab. Infektionsdiagnostik gehöre ausschließlich in ärztliche Hände. Apotheker seien dafür nicht ausreichend qualifiziert, schreiben sie in einer Stellungnahme.
Anne Orth
29.10.2024  16:18 Uhr

Es erscheint zunehmend unwahrscheinlich, dass das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) in seiner aktuellen Form Realität wird. Aus diesem Grund wollen die Ampelfraktionen mehrere in der Reform vorgesehene Veränderungen in das »Gesetz zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit« integrieren.

So sollen Apothekerinnen und Apotheker künftig das Recht erhalten, weitere Schutzimpfungen anzubieten, bei denen Totimpfstoffe zum Einsatz kommen. Außerdem soll künftig In-vitro-Diagnostik in der Apotheke durchgeführt werden. Konkret geht es um Schnelltests auf Adenoviren, Influenzaviren, das Norovirus, Respiratorische Synzytial Viren (RSV) und das Rotavirus. Apotheken sollen außerdem die Erlaubnis erhalten, diese Tests zu bewerben. Geplant ist weiterhin, die Arzneimittelversorgung von Heimbewohnern zu erleichtern.

Die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) sehen diese Pläne nach wie vor kritisch, wie sie heute mitteilten. Daher wandten sie sich mit einer Stellungnahme an die Mitglieder des Gesundheitsausschusses des Bundestags.

Dass der Arztvorbehalt aufgehoben und es dadurch Apothekern und Pflegefachkräften ermöglicht werden soll, Schnelltests durchzuführen, lehnen die Laborärzte ab. Das machten sie heute in einer Pressemitteilung deutlich. Aus ihrer Sicht ist die Diagnostik von Infektionskrankheiten ureigene Aufgabe von Ärztinnen und Ärzten.

Der ALM-Vorsitzende Michael Müller bezeichnet es als eine »absurde Idee«, den Arztvorbehalt für ärztliche Leistungen »auszuhöhlen« und die Diagnostik in Apotheken zu ermöglichen. »Spätestens seit der Pandemie wissen alle, dass die Diagnostik von Infektionskrankheiten, insbesondere meldepflichtiger Erkrankungen, mit qualitativ hochwertigen diagnostischen Tests zu erfolgen hat und ohnehin in ärztliche Hände gehört«, so Müller.

Die heute verfügbaren Schnelltests – zum Beispiel POCT zum Nachweis von Adenovirus, Influenzavirus, Norovirus, RSV und Rotavirus – seien wegen ihrer nicht ausreichenden diagnostischen Nachweisempfindlichkeit für die Diagnosestellung nach wie vor nicht geeignet. Vor allem sollte die Indikationsstellung für die Diagnostik Ärzten vorbehalten sein, denn es gebe auch gute Gründe, in Einzelfällen auf die Diagnostik zu verzichten, argumentiert Müller weiter.

Zudem sei es erforderlich, bei Infektionserkrankungen das Risiko von Ausbruchsgeschehen zu erfassen und zu bewerten. »Das sind Dinge, die in der Apotheke nicht geleistet werden können«, betont Müller.

Laut ALM verfügen Apotheken nicht über die nötige Ausstattung

Aus Sicht der Laborärzte verfügen Apotheker weder über die nötige Qualifikation noch die Offizinen über die nötige Ausstattung. Laut der Mitteilung gehören zur Indikationsstellung von Laboruntersuchungen stets eine ärztliche Beratung und die klinische Untersuchung dazu – doch dies könnten Apothekerinnen und Apothekern nicht leisten. Sie seien dafür weder ausgebildet noch verfügten die Apotheken über die erforderliche Infrastruktur. Weiterhin warnt Müller, dass Menschen mit Durchfall- oder Atemwegserkrankungen andere Kundinnen und Kunden in der Apotheke gefährdeten.

Nicht zuletzt kritisiert Müller, dass Apotheker durch die geplanten Neuregelungen bevorzugt würden. Dies sei unangemessen und sachlich nicht gerechtfertigt. Er bezweifelt, dass Apothekerinnen und Apotheker eine solche Änderung selbst wünschten. »Darüber hinaus müssten in den Apotheken die infrastrukturellen, personellen und prozessualen Kapazitäten für die Umsetzung vermutlich erst noch geschaffen werden«, so Müller.


 

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa