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Vorsorgeuntersuchungen

Laborärzte gegen Prävention in Apotheken

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die Apotheken stärker in die Prävention einbinden. Künftig sollen sie Vorsorgeuntersuchungen zu Bluthochdruck, Lipidstoffwechselstörungen und Diabetes anbieten dürfen. Die Akkreditierten Labore in der Medizin e.V. (ALM) halten nichts von dieser Idee und beschweren sich in einem offenen Brief beim Minister.
PZ
02.11.2023  12:50 Uhr

ALM vertritt nach eigenen Angaben mehr als 200 medizinische Labore mit 900 Fachärzten, rund 500 Naturwissenschaftlern und etwa 25.000 qualifizierten Mitarbeitern. Die Initiative des Ministers sei eine »kritische Abwendung von der ärztlichen Heilkunde in dem bedeutenden Bereich der Prävention von wichtigen Erkrankungen«, heißt es in einer Stellungnahme des Vereins. Qualitätsaspekte, auch aus laborfachärztlicher Sicht, sowie nicht ausreichend berücksichtigte Kostenfragen seien nicht bedacht worden.

Zuvor hatte bereits die Bundesärztekammer (BÄK) Lauterbachs Vorstoß kritisiert. Apotheken seien keine »Arztpraxen to go«, so BÄK-Präsident Klaus Reinhardt. Die berufspolitische Vertretung der Ärzteschaft war bei der Präsentation von Lauterbachs Plänen Anfang der Woche auch nicht zugegen.

ALM-Chef Müller: Praxen würden nicht entlastet

Die Laborärzte schließen sich der Kritik der BÄK explizit an. »Medizinische Laboruntersuchungen, wie die Bestimmung von Nüchternblutzucker und Fettstoffwechselparameter sind in der Gesundheitsuntersuchungs-Richtlinie des GBA bereits klar geregelt, inklusive der notwendige ärztlichen Betreuung in den vertragsärztlichen Haus- und Facharztpraxen. Die Erweiterung des Angebotes ist nicht erforderlich, denn die Früherkennung von wichtigen Stoffwechselerkrankungen gehört in die Hand der Ärzteschaft und nicht in die Apotheke«, so der ALM-Vorsitzende Dr. Michael Müller.

Zudem hielten selbst Apotheker Lauterbachs Vorschläge für »abwegig«, so Müller mit Verweis auf eine Stellungnahme der ABDA. Tatsächlich hatte ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening gegenüber der PZ gesagt: »Fest steht, dass die Apothekerschaft präventive Leistungen nur im Schulterschluss mit Ärztinnen und Ärzte zum Wohle der Menschen anbieten will.« Grundsätzlich sei die Apotheke vor Ort für viele Menschen »eine niedrigschwellige Pforte ins Gesundheitssystem«, so Overwiening. Man müsse sich allerdings genau anschauen, welche Präventionsleistungen Apothekenteams sinnvollerweise anbieten könnten.

ALM-Chef Müller ist überzeugt, dass die haus- und fachärztlichen Praxen durch eine Einbindung der Apotheken nicht entlastet würden, »sondern eher durch vermeidbare Zusatz- und Doppeluntersuchungen aufgrund nicht qualitätsgesicherter Diagnostik in Apotheken zusätzlich belastet«.

Die Leistungserbringung müsse unter den Vorgaben zur Qualitätssicherung im GKV-System erfolgen, so ALM weiter. Das trauen die Laborärzte den Apotheken offenbar nicht zu. »Die Bestimmung des Blutzuckers bzw. von Fettstoffwechseluntersuchungen in einer Apotheke würde vollends ungeregelt und unabhängig von den zuvor geschilderten Rahmenbedingungen erfolgen.«

Höhere Kosten in der Apotheke?

Zudem könnten in einer Apotheke zumeist nur In-vitro-Diagnostika zur patientennahen Untersuchung (POCT) verwendet werden, so die weitere Kritik. Diese seien hinsichtlich ihrer analytischen Qualität im Vergleich zu den in einem medizinischen Labor verwendeten Methoden aber nicht als gleichrangig anzusehen. Mit Blick auf eine bestmögliche Versorgung sei daher von einem Präventionskonzept mit Einbindung von Apotheken Abstand zu nehmen, heißt es weiter. Die Haus- und Fachärztinnen und -ärzte sind in der Lage, den Bedarf an Präventionsleistungen sicherzustellen, zumal die Labore vergleichsweise höhere Kosten für das Gesundheitssystem erwarten würden.

Als Alternative kann sich ALM Vouchers für die Versicherten vorstellen, die sie bei einer Blutentnahme in einem fachärztlichen Labor einlösen könnten. Den offenen Brief an Lauterbach hat der Verein ALM online zur Verfügung gestellt.

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