| Daniela Hüttemann |
| 26.11.2024 14:00 Uhr |
Bei einer Knochendichte-Messung wird der ermittelte Wert mit Werten entsprechender Altersgruppen verglichen. / © Getty Images/Tonpor Kasa
Es ist bekannt, dass die langfristige Einnahme von Schilddrüsenhormonen mit einem Knochendichteverlust und mit Osteoporose assoziiert ist. Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob die Einnahme von Levothyroxin und höhere Schilddrüsenhormonwerte innerhalb des Referenzbereichs, also bei euthyreoten Patienten, bei älteren Menschen bereits mit einem stärkeren Knochenschwund verbunden sind.
Basis war die Baltimore Longitudinal Study of Aging (BLSA), eine prospektive, beobachtende Kohortenstudie, bei der auch regelmäßig Knochendichtemessungen stattfanden. Radiologen, Endokrinologen und Epidemiologen der Johns Hopkins Medical Institutions in Baltimore, Maryland, USA, analysierten die Daten von 81 Teilnehmenden (49 Frauen, 32 Männer), die über 65 Jahre alt waren und bei denen die Schilddrüsenfunktion regelmäßig getestet wurde und im Referenzbereich lag (TSH zwischen 0,4 und 5,0 Mikroeinheiten pro Milliliter). Diese verglichen die Forschenden mit 364 gematchten Patienten, die kein L-Thyroxin einnahmen. Die mittlere Beobachtungszeit betrug 6,3 Jahre.
Dabei zeigte sich unter der Levothyroxin-Einnahme ein stärkerer Knochenmasse- und Knochendichteverlust als bei euthyreoten Menschen ohne Levothyroxin-Einnahme, heißt es in einer Pressemitteilung der Radiological Society of North America. Bei deren Jahrestagung wurden die neuen Studienergebnisse erstmals präsentiert.
»Unsere Studie deutet darauf hin, dass die Einnahme von Levothyroxin selbst bei Einhaltung der aktuellen Leitlinien mit einem stärkeren Knochenschwund bei älteren Erwachsenen verbunden zu sein scheint«, sagt Dr. Shadpour Demehri, Koautor der Studie und Professor für Radiologie.
Ältere Patienten sollten daher ihre Schilddrüsenfunktion regelmäßig überprüfen lassen und der Arzt sollte immer wieder eine Nutzen-Risiko-Bewertung durchführen, ob die L-Thyroxin-Behandlung weiterlaufen soll, rät Koautorin Dr. Jennifer Mammen, Associate-Professorin für Endokrinologie.
Laut der Erstautorin Dr. Elena Ghotbi deute die Datenlage darauf hin, dass ein erheblicher Anteil der Schilddrüsenhormon-Verschreibungen an ältere Erwachsene ohne Schilddrüsenunterfunktion erfolgt. Das Hormon sei vielleicht indikationsgemäß angesetzt, ein Deprescribing jedoch nie geprüft worden.